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Stoeckius, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 6. Abhandlung): Parma und die päpstliche Bestätigung der Gesellschaft Jesu 1540 — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33049#0022
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22

Hermann Stoeckius:

wenden können als an Gostanza Farnese? 81) Es wären Priester,
so berichteten ihr clie anziani im März 15 4 0 82), clie das Gelübde
der Armut getan hätten und mit einem religiös-sittlichen Leben
gelehrte Kenntnis der Hl. Schrift vereinigten. Diese hätten in
Parma durch das Beispiel ihres frommen Lebenswandels wie durch
ihre Gelehrsamkeit und ihr unermüdliches Predigen so hervor-
ragend gewirkt, daß in dem größten Teile der Bevölkerung ein
solcher Umschwung ihrer Lebensweise eingetreten sei, daß man
Beichte und Kommunion weit mehr als früher aufsuche und selbst
größere Almosen 83) spende, als es eigentlich die augenblickliche
Not zulasse, überhaupt liätte man sich jetzt wieder in höherem
Grade auf die Religion besonnen als in vergangenen Tagen. Und
da der Papst beiden, Faber wie Lainez, befohlen hatte, abzu-
reisen 84), baten noch in dem gleichen Schreiben 85) die Parmenser

81) Tacch. Vent., p. 572 2. Das beweist aufs deutlichste auch ein
anderer Fall, der sich nur wenige Monate nach diesen Geschehnissen
ereignete. Als es sich nämlich darum handelte, von Paul III. die Be-
freiung von der Salzsteuer für Parma zu erwirken, die als Ursache für den
Aufruhr in Perugia gelten darf, da schrieben die Parmenser Gesandten Friedrich
von Prato und Angelo Cantelli an ihre anziani: Non mancheremo perö in
questo mezzo di adoperare qualche intercessori appresso sua S. ta-, come e
la Eccel. ma S. ra Gostanza, mons. Durante, li R. mi Monte et Guidicione,
quali tutti si sono largamente offerti a benefitio nostro . . . Man sieht, unter
den Fürsprechern nimmt Costanza Farnese gewiß nicht nur aus Höflichkeit
den ersten Platz ein, cf. Tacch. Vent., p. 572 2. — Von dem großen Einfluß
derselben auf ihren Vater berichten in der Tat die Gesandten häufig; vgl.
die *Schreiben des G. M. della Porta vom 18. und 26. November 1536 (Staats-
archiv zu Florenz, Urb.) und *F. Peregrino vom 4. Oktober 1539. *Aurelio
Manni Ugolini riet am 28. Mai 1544 den Sienesen, sich an Costanza zu wenden,
„della quale nissuna persona dicono potere piü disporre di S. S. ta“ Staats-
archiv zu Siena vgl. Ludwig von Pastor, Geschichte der Päpste. Bd. V.

, Paul III. (1434—1549), 1.— 4. Aufl. Freiburg i. Br. 1909, p. 136 6. Auch bei
der Kardinalkreation am 19. Dezember 1539 war besonders sie für Uberto
Gambara (wiederholt Nuntius und seit 1528 Bischof von Tortona) tätig ge-
wesen, cf. Ludw. v. Pastor, a. a. 0., 136 und Anm. 5: Schon am 24. Februar 1539
meldete N. Sernini dem Kardinal E. Gonzaga: * Intendo che il S. Pier Luigi et
la S. ra Costanza hanno data grandissima battaglia a N. S. acciö che facesse
cardinale l’abbate di Farfa et il Gambera. Archiv Gonzaga zu Mantua. Ihrem
großen Einflusse verdankte auch Ascanio Parisani, Generalschatzmeister
und Bischof von Rimini den roten Hut p. 136 und Anm. 6: Siehe Massa-
relli, Diarium, ed. Merkle I, 195, der sehr Schlimmes über den Pfründenhandel
Costanzas berichtet. (Ein * bedeutet, daß eine ungedruckte Mitteilung
vorliegt.)— 82) Tacch. Vent., Doc. ined., n. 53, p. 572 f. — 83) Tacch., Vent.,
Doc. ined., n. 51, p. 569 f., n. 52, p. 571 f. — 84) Tacch. Vent., Doc. ined., n. 54,
p. 5 7 4. — 85) Tacch. Vent., Doc. ined., n. 53, p. 573.
 
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