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Domaszewski, Alfred; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 10. Abhandlung): Die Hermen der Agora zu Athen — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33313#0010
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10

A. v. Domaszewski:

Es muß daher befremden, daß Thukydides scheinbar der
Hermen am Markte gar nicht gedenkt 6, 27, 1 Έν δέ τούτω, δσοι.
Έρμαΐ ήσαν λίθτνοι έν τή πόλεί, τή ’ΑΤηναίων (είσί δέ κατά τό έπι-
χώριον, ή τετράγωνος έργασία 50, πολλοί καί έν ίδίοις προΕύροί,ς
καί έν Ιεροΐς) μια νυκτί οί πλεΐστοι περιεκόπησαν τά πρόσωπα. Man muß
daraus schließen, daß gerade die Hermen der Agora mit έν ίεροΐς
gemeint sind. Es waren also keine einfachen Weihgeschenke,
sondern zugleich Opferstätten.

Denn alle diese Hermen am Markte sind Weihungen des
Demos, nicht seiner Beamten oder gar Privater 51, da selbst den
Feldherrn der Heldenzeit unter Kimon die Weihung solcher
Hermen am Markte nur in einem einzigen Falle als höchste Ehre
und doch ohne Nennung ihrer Namen gewährt wurde 52. An der
Herme, welche die Phyle Aegeis geweiht hatte, hatte Andocides
keinen Anteil. Denn er selbst ist ΚυΕαΕηνεύς 53, gehört also der
Phyle Pandionis an. Bei einem Geschlechte des erlauchtesten
Uradels, wie es das war, dem Andocides als Keryke angehörte,
wird man annehmen rnüssen, daß das in der Familie vererbte
Haus auch in dem Demos lag. Demnach stand es, obwohl an der
Grenze des Marktes erbaut, schon im Demos Κυθαβήναιον. Die
Ostgrenze des Marktes wurde also durch die Linie gebildet, welche
die Demen Κεραμεικός und Κυθαθήναιον schied 54.

Diese Erkenntnis ist auch für die Bestimmung der Nord-
grenze der Agora von größter Wichtigkeit. Die Stoa des Attalos
lag sicher im Kerameikos 55. Demnach kann die Stoa Poikile,
da sie bereits an Kythathenaion grenzte, nicht westlich von der
Attalosstoa gelegen haben, da diese dann auch nach Ivythathenaion
fiele. Vielmehr liegt die στοά ποικίλη und mit ihr die Nordgrenze
des Marktes südlich der Attalosstoa. Der Grund, den man für
die Lage der Attalosstoa an der Agora geltend macht, daß dort
das βήμα der römischen Beamten lag, beweist gerade das Gegen-
teil. Da Athen eine civitas foederata besten Bechtes ist, so kann
der römische Magistrat seinen Amtsstuhl auf der Dingstätte der

50 ή τετράγωνος έργασία istsicher Glossem. Vgl. Roussel B. C. H. 34, 110.
Aber auch das κατά τό έπιχώριον ist im Munde des Atheners zu sonderbar.

51 Daß es nur öffentliche Monumente sein können, liegt ja schon darin,
daß sie in solo publico stehen.

52 Vgl. unten S. 13.

53 Inscr. Gr. II, 553.

54 Über die Lage der Demen Judeich,159.

55 Wachsmuth II, 522. Judeich, 315.
 
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