Daß die anmutige Erzählung des Apuleius von Eros (Cupido)
und Psyehe nicht oline Berücksichtigung der hildlichen Darstel-
lungen erklärt und beurteilt werden kann, hat seit 0. Jahns fein
empfundenem Aufsatz in den Berichten der Kgl. sächsischen
Gesellschaft der Wissenschaften (III, 1851, S. 156ff.) lange Zeit
als selbstverständlich gegolten. Erst seit die Märchenforschung
sich des Stoffes bemächtigt hat, ist das Empfinden dafür, daß
Bild und Wort im Zusammenhang behandelt werden müssen,
zurückgegangen. So ist es begreiflich, daß eine Anzalil von Dar-
stellungen in der ägyptisch-hellenistischen Kleinkunst, die in clen
letzten clrei Jahren veröffentlicht sind, in philologischen Kreisen
kaum Beachtung gefunden haben. Auf sie möchte ich clen Blick
hier lenken. Ich berücksichtige clabei grunclsätzlich nur Dar-
steliungen, clie nicht allegorisch gemeint sein können oder zu rein
dekorativem Zweck zwei Putti miteinancler verbinden, Darstel-
lungen also, die in ihren letzten künstlerischen Vorbildern nicht
in einem anmutigen Spiel der Phantasie ihren Ursprung haben
können 1, sonclern zu ihrem Verständnis eine Erzählung voraus-
setzen. Ich beschränke mich ferner, wie erwähnt, auf einen be-
1 Als Beispiele ersterer Art nenne ich etwa die von mir früher (Das
Märchen von Amor und Psyche bei Apuleius S. 80) angeführten Darstelluhgen
im Zauber: Eros, der Psyche quält, oder Eros, der nach Psyche schießt. Wie-
wohl die Einzelheiten der Darstellung, die Verwendung im Zauber und be-
sonders die Anrufungen des Gottes in den beigefügten Gebeten es mir hier
durchaus unwahrscheinlich machen, daß hur eine Allegorie uhd nicht die
Ahspieluhg auf eineh Mythos beabsichtigt ist, wird sich doch der zwihgehde
Beweis für letzteres kaum führen lassen. Als Beispiel der zweiten Art nenne
ich etwa die ganz vereinzelte Darsteilung: Eros und Psyche auf einem von
Ziegenböcken gezogenen Wagen, um den sich andere Eroten tummeln (vgl.
Wilh. Weber Textband S. 185). Hier fühle ich mich an die pompejani-
sche Wandmalerei erinhert. Anders und doch ähnlich zu beurteilen ist eine
gefällige Gruppe, die mir in einer Anzahl Tohstatuetten bekannt geworden
ist: auf der einen Seite einer großen Fackel oder eines Fackelhalters der
griechische Eros nackt und mit Vogelschwingen, auf der ahdern Seite seih
ägyptisches Gegenbild Harpokrates (der juhge Horus, nicht Psyche, wie man
l*
und Psyehe nicht oline Berücksichtigung der hildlichen Darstel-
lungen erklärt und beurteilt werden kann, hat seit 0. Jahns fein
empfundenem Aufsatz in den Berichten der Kgl. sächsischen
Gesellschaft der Wissenschaften (III, 1851, S. 156ff.) lange Zeit
als selbstverständlich gegolten. Erst seit die Märchenforschung
sich des Stoffes bemächtigt hat, ist das Empfinden dafür, daß
Bild und Wort im Zusammenhang behandelt werden müssen,
zurückgegangen. So ist es begreiflich, daß eine Anzalil von Dar-
stellungen in der ägyptisch-hellenistischen Kleinkunst, die in clen
letzten clrei Jahren veröffentlicht sind, in philologischen Kreisen
kaum Beachtung gefunden haben. Auf sie möchte ich clen Blick
hier lenken. Ich berücksichtige clabei grunclsätzlich nur Dar-
steliungen, clie nicht allegorisch gemeint sein können oder zu rein
dekorativem Zweck zwei Putti miteinancler verbinden, Darstel-
lungen also, die in ihren letzten künstlerischen Vorbildern nicht
in einem anmutigen Spiel der Phantasie ihren Ursprung haben
können 1, sonclern zu ihrem Verständnis eine Erzählung voraus-
setzen. Ich beschränke mich ferner, wie erwähnt, auf einen be-
1 Als Beispiele ersterer Art nenne ich etwa die von mir früher (Das
Märchen von Amor und Psyche bei Apuleius S. 80) angeführten Darstelluhgen
im Zauber: Eros, der Psyche quält, oder Eros, der nach Psyche schießt. Wie-
wohl die Einzelheiten der Darstellung, die Verwendung im Zauber und be-
sonders die Anrufungen des Gottes in den beigefügten Gebeten es mir hier
durchaus unwahrscheinlich machen, daß hur eine Allegorie uhd nicht die
Ahspieluhg auf eineh Mythos beabsichtigt ist, wird sich doch der zwihgehde
Beweis für letzteres kaum führen lassen. Als Beispiel der zweiten Art nenne
ich etwa die ganz vereinzelte Darsteilung: Eros und Psyche auf einem von
Ziegenböcken gezogenen Wagen, um den sich andere Eroten tummeln (vgl.
Wilh. Weber Textband S. 185). Hier fühle ich mich an die pompejani-
sche Wandmalerei erinhert. Anders und doch ähnlich zu beurteilen ist eine
gefällige Gruppe, die mir in einer Anzahl Tohstatuetten bekannt geworden
ist: auf der einen Seite einer großen Fackel oder eines Fackelhalters der
griechische Eros nackt und mit Vogelschwingen, auf der ahdern Seite seih
ägyptisches Gegenbild Harpokrates (der juhge Horus, nicht Psyche, wie man
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