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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 12. Abhandlung): Eros und Psyche in der ägyptisch-griechischen Kleinkunst — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33315#0008
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8

Richard Reitzenstein:

4. Diese Deutung wircl durcli die Darstellung auf einer anderen
Flasche bestätigt, die Dr. Pagenstecher a. a. 0. S. 81 veröffent-
licht hat; ihr Aufbewahrungsort ist leider unbekannt (Taf. II,
Fig. 4 a, h). Auch sie zeigt den Kuß der wiedervereinigten
Liehenden; triumphierend heht dabei Psyche in der rechten Hand
einen Gegenstand, der leider nicht klar erkennbar ist, empor 1.
Auch hier ist der Einfluß rein griechischer Kunst unverkennbar,
und wieder würde ich gern ein etwas größeres plastisehes Werk,
vielleicht etwas jüngerer Zeit, als letzte Vorlage annehmen. Daß
die Art, wie Eros sich mit cler Hand den Mund der Geliehten
zuwendet, etwas an die bekannte kapitolinische Gruppe erinnert,
hat Pagenstecher wohl mit Recht hetont. Erinnert aher wird
man zugleich auch an clie Darstellung des Abschiedskusses der
heiden Liebenden auf der Lampe der Sammlung Arndt.

5. Die letzte und wichtigste Darstellung ist schon etwas
länger hekannt, oder könnte es doch sein. Sie findet sich auf
einer Kanne cles Kairiner Museums und ist von M. C. C. Edgar
in dem Generalkatalog Vol. LVI Greek Vases 1911, S. 53,
No. 26275 herausgegeben worden 2 (Taf. II, Fig. 5). Ich kann leider
nur die kleine Reproduktion der einen Seite nach seiner Ahbil-
clung gehen. Eine größere Zeichnung oder Photographie ist, wie
mir Geheimrat Borchardt aus Kairo mitteilte, zurzeit nicht
erhältlich, ja auch in absehbarer Zeit nicht zu erhoffen, da wegen
cles Dachumbaues der Ostseite des Museums die Altertümer, die
clort ausgestellt waren, in Kisten verpackt sind. Edgars Beschrei-
hung lautet, soweit sieuns interessiert: “on one side of body Eros,
winged and naked, is represented descending to right; in liis
right hand he holds a vessel into which he is pouring from a jug.

1 Die Deutung auf eine Buchrolle ist sachlich ausgeschlossen, eine Flöte
würde kaum so gehalten werden. Am nächsten liegt es jedenfalls an ein
zylinderförmiges Gefäß oder Flasche zu denken. Sehr möglich, daß der Ver-
fertiger selbst seine Vorlage nicht mehr recht verstand. Man vergleiche z. B.
die beiden Fläschchen in Wili-i. Webers Werk: ,,Die ägyptisch-griechischen
Terrakotteh“, Tafel 33, Nr. 358. 359. Auch hier handelt es sich um zwei
Wiederholungen der gieicheü Vorlage; das Gerät, das die Mädchen tragen,
ist das eine Mal richtig, das andere Mal entstellt und mißverstanden wieder-
gegeben; ähnlich ebenda Tafel 2, Nr. 15. 16 die beiden Fackeln (gütige Mit-
teilung Prof. Wilh. Webers).

2 Pagenstecher a. a. O. S. 77 wiederholt die Beschreibung. Auch
gibt bei ihm Abbildung 89 A die andere Seite der Kanne wieder, leider nur
in kleiner, undeutlicher Reproduktion, die keine eingehendere Beschreibung
gestattet.
 
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