Metadaten

Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 12. Abhandlung): Eros und Psyche in der ägyptisch-griechischen Kleinkunst — Heidelberg, 1914

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33315#0015
License: Free access  - all rights reserved
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Eros und Psyche.

15

Erzählung verlangen, nicht hekannt. Nur ah und an kann man
zweifeln, so bei einem gesc-hnittenen Stein der Sammlung Arndt,
dessen Kenntnis ich ebenfalls der Güte des Besitzers danke (Taf. II,
Fig. 10). Nackt liegt die als reife Jungfrau gehildete Psyche —
an den großen Schmetterlingsflügeln leicht kenntlich — halh
aufgestützt da, während der ebenfalls nackte Jüngling Eros
— mit kleinen Vogelschwingen an der Schulter dargestellt —
vorgebeugt auf sie zuschleicht; in den Händen trägt er noch den
langen, ragenden Thyrsos, den er freilich gleich fortlegen wird.
Man hat fast den Eindruck, daß eine Darstellung des Dionysos
und der Ariadne auf Eros und Psyche übertragen ist. Wollte man
die uns erhaltene Erzählung vergleichen, so käme wohl nur die
erste Liebesvereinigung in dem Zauberpalast in Frage. Aber ob
sie wirklich dargestellt werden soll oder der Künstler ein freies
Phantasiespiel bietet, wage ich nicht zu entscheiden. Der Stil
weicht außerordentlich weit von den ägyptisch-griechischen Dar-
stellungen ab.

An sich würden vereinzelte Illustrationen des Mythos aucli
an anderen Orten gar nicht befremden können. Müßte doch der
Mythos sicher schon vor Apuleius verschiedene schriftstellerische
Behandlungen erfahren haben und hätte sicli auch oline sie weiter
verbreiten können. Nur die Häufigkeit der sich auf ihn beziehen-
den Darstellungen gerade in Ägypten legt die Frage nahe, ob sich
hier zuerst ein orientalischer Mythos hellenisiert und in Alexandrien
künstlerische Darstellung gefunden hat. Wieweit diese Dar-
stellung an ältere Motive anknüpfte, würde dann weiter zu unter-
suchen sein.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften