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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Gradenwitz, Otto [Bearb.]; Plaumann, Gerhard [Bearb.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 15. Abhandlung): Griechische Papyri der Sammlung Gradenwitz — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33318#0015
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Nr. 1. Kgl. Erlaß: Ansage einer Sklavehsteuer usw.

15

nämlich durch Kriegsgefangenschaft. Daß nicht alle αίχμάλωτοί
so behandelt wurden, zeigt P. Petr. 111,104,3, wonach sie auch
zu κληροϋχοι werden konnten. Diejenigen Leute, die der König
hier zu 20 Dr. pro Kopf losschlagen heß, werden nicht ge-
rade die besten gewesen sein. Nach dem Datum des Er-
fasses zu schließen, werden sie übrigens wohl aus dem syrischen
Kriege stammen.

Außer dem Preise sind wie überall gewisse Zuschläge zu
zahlen (in 15 ergänze ich daher [προσκα]ταβεβληκότας). So die
έξηκοστή. Das Weitere ist mir noch nicht klar.

Nachdem auch diese Zuschläge gezahlt sind 1, also der König
befriedigt ist, sollen dann noch 4 Drachmen für jeden Sklaven
als Entschädigung für die Unkosten (άναλώματα) an den πραγ-
ματευόμενος gezahlt werden, der nach dieser Deutung nur der
τεταγμένος von 8/9 sein kann. Πραγματευόμενος bezeichnet zwar
häufig, aber nicht immer den Pächter. Vgl. z. B. Rev. P. 37, 11 f.:
τοΐς τε παρά Σατύρου πραγματ[ευομένοι.ς καΐ το]ΐς παρά Διονυσοδώρου
τεταγμένοις έγλογ!,[σταΐς.

Zumal es mir im Augenblick nicht möglich ist, mich in die
Frage noch länger zu vertiefen, stelle ich meine Deutung nur mit
aller Reserve zur Diskussion. Sohte sie sich bestätigen, so hätten
wir, wie man auch sonst über die Geschichtlichkeit des Erlasses
bei Ps.-Aristeas urteilen mag, einen neuen wichtigen Beleg für die
große Sachkenntnis dieses Autors in Fragen der ptolemäischen
Verwaltung.“

Soweit Wilcken. Der Leser wird von dieser bestechenden
Hypothese so überrascht sein, wie ich es selber beim Lesen der
Pseudo-Aristeasstelle zunächst w rar. Aber es sei mir erlaubt, die
Erörterung, die U. Wilcken für das Problem wünscht, gleich mit
ein paar Worten zu eröffnen. Ich möchte ihnen die Bemerkung
voranstellen, daß ich nicht glaube, etwas Bündiges gegen Wilcken
sagen zu. können und mich gern seiner schönen Vermutung an-
schlösse. Andrerseits scheinen mir die von Wilcken vorgebrachten
Bedenken gegen meine Auffassung nicht stärker, als man sie um-
gekehrt gegen die seine geltend machen kann. Die Erörterung
ist, wenn ich recht sehe, noch auf einem toten Punkt. Es möge
mir daher nicht als kleinliches Festhalten an einer einmal gebil-

1 Das Partic. Perf. προσκαταβεβληκότας lcatm nicht mit καταβαλεΐν hx ver-
bunden iverden, denn dieZuschläge köntien nicht vor der τιμή gezahlt werden,
sondern nur mit (καταβαλεϊν) είς άνάλοομα κτλ.
 
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