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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]; Aly, Wolfgang [Oth.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 2. Abhandlung): Mitteilungen aus der Freiburger Papyrussammlung: 1. Literarische Stücke — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33295#0071
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Mitteilungen aus der Freiburger Papyrussammlung I. 71

dem Jahre 264/3 (Philadelphos 22) führt dementsprechend auf
1. Dios = 16.—20. Oktober, während im Jahre 259/8 (Philadelphos
27) der Gorpiaios (XI) = Mesori (XII) 22. September—21. Ok-
tober ist. Das bringt den folgenden 1. Dios etwa auf den 20. No-
vember.

Diese auffallende Verspätung des Neujahrs wird durch das
neue Datum bestätigt. Wir erhalten:

Philadelphos 34 (252/51) 22. Dios (I) = 29. Hathyr (III) -

21. Januar 251

folglich: 1. Dios = 8. Hathyr = 31. Dezember 252,

Noch ging der Kalender mit dem Monde, denn die neue Sichel
war am gleichen Tage in Alexandreia zu sehen (Neumond XII
29,66 nach Ginzel). Gerade weil die unmittelbar folgenden Daten
sich mit dem Mondjahr nicht gutwillig vereinigen lassen, ist dieses
neue Zeugnis eine wesentliche Bestätigung unserer Anschauung,
daß das Jahr, solange gut regiert wurde, mit dem Monde gelaufen
sei. Freilich war es etwas zu lang bemessen, durchschnittlich etwa
4 Tage aufs Jahr, was man erreicht, wenn man in 8 Jahren nicht
dreimal, sondern viermal schaltet. Damit begann, damals all-
mählich fühlbar, sich das makedonische Jahr, nach dem der König
zählt, von den ägyptischen Steuerjahren zu entfernen; wir dürfen
die Regierungsjahre in dieser Zeit der allmählichen Verschiebung
nicht ohne weiteres mit griechischen Olympiadenjahren von Herbst
zu Herbst gleichsetzen, wie denn das Jahr Philadelphos 34 tat-
sächlich dem jul. Jahre 251 fast auf den Tag entspricht. Später
wurde die Verschiebung noch merkbarer; es treten Doppel-
bezeichnungen: Jahrll des Euergetes = 12. Steuerjahr 1 auf, Jahre,
die vom Olympiadenjahr um 6 Monat und mehr getrennt sind.
Wir müssen also unter König Philopator ein Jahr, das nach
der gewöhnlichen Regel vom Oktober 206 zum Oktober 205
reichte (= dem ägyptischen Steuerjahre), als Königsjahr vom
Mai 205 bis zum Mai 204 rechnen. Weiter ist die Verschiebung
nicht gegangen, da seit Epiphanes die Angleichung der makedo-
nischen Monate an die ägyptischen beginnt, zuerst auf der Basis:
Dios = Pachon; später wurde bekanntlich auch das makedonische
Neujahr dem ägyptischen gleichgesetzt; darauf näher einzugehen,
ist hier nicht der Ort. Nur sei darauf noch hingewiesen, daß die
allmähliche Vorschiebung des makedonischen Jahres uns ermög-

1 Vgl. P. Hibeh I S. 338.
 
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