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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Aly, Wolfgang [Bearb.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 2. Abhandlung): Mitteilungen aus der Freiburger Papyrussammlung: 1. Literarische Stücke — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33295#0072
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72 Mitteilungen aus der Freiburger Papyrussammlung I.

licht, jede Urkunde mit Doppeldatum einer bestimmten Regie-
rung mit Sicherheit zuzuweisen, was früher seine Schwierigkeit
hatte, besonders, wenn die Ziffer der Regierungsjahre niedriger
als 20 war.

Endlich seien wegen einer eigentümlichen Schwierigkeit noch
die beiden Doppeldaten erwähnt, clie dem neuen Datum zunächst
liegen und folgende Gleichungen enthalten:

Jahr 35 29. Hyperberetaios (XII) = 29. Phaophi (II) = 22. Dez. 250
Jahr 36 23. Artemisios (VII) = 22. Pachon (IX) = 13. Juli 249.
Sie stimmen insofern zu unseren Daten, als sie das Neujahr in
Ende Dezember, bzw. Anfang Januar verlegen. Dagegen stimmen
sie in keiner Weise zum Monde, wie man schon daraus ersehen kann,
daß wir gezwungen sind, das 34. Jahr zu 368—369 Tagen, das
35. zu 357—358 Tagen anzunehmen. Unter Euergetes und Philo-
pator stimmen die Daten wenigstens zum großen Teil wieder zum
Monde, und wo sie es nicht tun, ist jedesmal eine sehr naheliegende
Fehlermöglichkeit vorhanclen. Daß wir damit nicht ins Uferlose
geraten, sondern sehr stark mit solchen Möglichkeiten rechnen
müssen, ist eine Erfahrung, die man immer macht, wo nach zwei
verschiedenen Kalendern datiert werden muß. Der Schreiber
beherrscht stets nur einen davon als clen ihm geläufigen uncl wircl
daher in dem anderen clie bekannten Fehler machen; cla wir es
hier mit griechisch geschriebenen Urkunden zu tun haben, so wird
der Fehler auf der ägyptischen Seite liegen. Das ist der Grund,
um deswillen ich in dem ersten Datum den 29. Phaophi bezweifle;
der Schreiber hat versehentlich die Tageszahl des makedonischen
Monats wiederholt. Ein annehmbares Datum würde etwa der
16. ergeben. Neumoncl ist XII 8,24 nach Ginzel. In dem anderen
Falle liegt der nächste Neumond VII 1,45; ein annehmbares
Datum gibt der 2. Pachon, der durch die Nachbarschaft des
23. Artemisios zum 22. geworden ist. Das ist möglich, nicht sicher.
Nur bietet in einem Mondkalender ein solches Datum mehr Gewähr
für seine Richtigkeit, das mit dem Monde stimmt, als ein solches,
das einen unkontrollierbar verwirrten Ivalendergang voraussetzt.
Unser neues Datum ist von der ersteren Art; weitere Zeugnisse
sind abzuwarten — ein Wort, mit dem bis jetzt jede Diskussion
über den makedonischen Kalender schloß — doch darf man hoffen,
mit jedem Zeugnis mehr Klarheit zu bekommen, vor allem mehr
Klarheit über die Fehler der vorhandenen Datierungen.
 
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