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Bianchi, Lorenzo; Clodius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 3. Abhandlung): Griechische Kalender: IV. Der Kalender des sogenannten Clodius Tuscus — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33297#0012
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12

Griec'his'che Kalender, IV.

oder umgestaltet überliefert ist, Der Text der einzelnen Kalender
ist vielmehr so verschieden, daß wir zu seiner Urgestalt nicht
mehr zurückkommen können, sondern mehrere Redaktionen an-
nehmen und jede für sich herausgeben müssen, also nicht den
einen Kalender aus dem anderen verbessern dürfen, als ob es
sich um einen einzigen bestimmten Schriftsteller handle. Die
Kalender, die auf alte Beobachtungen zurückgehen 28), waren wie
ich zu zeigen hoffe, vielmehr meist anonym verbreitet, Sie
enthielten im wesentlichen denselben Grundstock von Beobach-
tungen, aber bald ist hier dies und bald dort jenes ausgelassen;
Mißverständnisse beim Abschreiben, andere Deutungsvmrsuche,
Hinzufügung neuerer Beobachtungen und Ratschläge u, a. be-
wirkten, daß jeder Kalender wieder anders aussah.

Deshalb stelle ich unten die drei wichtigsten neuen Formen
des sogenannten Clodianischen Kalenders nebeneinander, nämlich
V, M, P. V ist dem Text von Wachsmuth am ähnlichsten, oder
besser der Hs. F, soweit ich aus dem kritischen Apparat von
Wachsmuth ersehen kann. Eine Photographie von F besitze ich
nicht. Die Unterschiede sind unwesentlich und nicht zahlreich;
sie betreffen meistens die Anordnung der Tage, sind aber ganz
äußerlich. Z. B. sind die Angaben für einen Tag weggelassen,
und die nächsten Tage werden dafür um einen Tag vorgerückt,
Wachsmuth hätte uns mit Benutzung der sicher auf Lydus zürück-
zuführenden Hss., d. 1. C, R, S, die Form des Kalenders geben
sollen, wie sie das Werk des Lydus enthielt, Wenn wir F und V
zusammenstellen würden, könnten wir wohl, soweit ich aus dem
kritischen Apparat von Wachsmuth ersehe, eher eine etwa der
griechischen Urfassung des Kalenders entsprechende Form fest-
stellen, die, wie ich unten zeigen werde, Lydus benutzt und mit
dem Narnen eines erdichtet.en Autors versehen hat.

Zwei freie Bearbeitungen des Kalendariums sind in M und
P enthalten; die erstere ist ziemlich sorgfältig, die zweite nach-
lässiger. Der Bearbeiter von M zeigt das Bestreben, den Kalender
der späteren Zeit anzupassen, wie er z. B. (zum 25. November)
έττί τής πρώτης μοίρας in em τής δευτέρας μοίρας ändert, Er hat nicht
nur tait Clodius, sondern mit Aetios Berührungen, wie aus dem
kritischen Apparat (s. unten) ersichtlich ist. Leider ist M unvoll-
ständig, sonst könnten wir vielleicht reichere Belehrung aus ihm
schöpfen.

28) Vgl. WACHSMUTH, a. a. 0., S. XLIII ff.
 
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