6
W. Andreas:
daß in Rom Relazionen des 16. Jahrhunderts feilgeboten wurden 1.
Der damalige Gesandtschaftssekretär hat sie dann, zu einem be-
stimmten Preis für je hundert Blatt, angekauft. So sind die Re-
lazionen abschriftweise von Hand zu Hand, von Archiv zu Archiv
gewandert. Die Gothaer Bibliothek besitzt einen Codex solchen
Inhalts, die umfangreichste Sammlung aber ist in der Bibliothèque
Nationale zu Paris verwahrt. Ranke und andere Gelehrte haben
dort Einsicht davon genommen und sie für ihre Zwecke benutzt.
Das auf den folgenden Seiten veröffentlichte Stück ist das einzige
unter ihnen, das noch nicht gedruckt ist. Es ist bisher übersehen
worden. Es befindet sich im manuscrit italien Nr. 1237 Seite 60 ff.
unter der Aufschrift „Relatione de le cose di Costantinopoli del
1567 di Messer Marin di Cavalli Bayllo dei SSri VenetianiA
Sclion einmal war Marino Cavalli Gesandter am Goldenen
Horn gewesen. Über seinen ersten Aufenthalt hat er im Jahre
1560 den Pregadi seinen Endbericht erstattet, der uns erhalten
ist 2. Ein zweitesmal wurde er als Orator der Republik für Ivon-
stantinopel bestimmt am 21. Oktober 1566. Diesmal handelte
es sich um eine außerordentliche Mission, nicht um die regel-
mäßige diplomatische Vertretung. Anlaß zu seiner Abordnung
war die Thronbesteigung Sultan Selims II 3. Der venezianische
Nobile hatte die Glückwünsche seiner Regierung zu überbringen
und die Bestätigung der mit der Pforte bestehenden Verträge zu
1 Ygl. darüber Armand Baschet, La diplomatie vénitienne. Les Princes
de l’Europe au XVI- Siècle usw., Paris 1862, S. 51. Genannt wird darunter
eine Relazion Marino Cavallis über die Türkei »sans date», sei es nun die
frühere von 1560 oder die von mir im folgenden veröffentlichte.
2 Er wurde zum Nachfolger des Antonio Barbarigo als Bailo bestimmt
am 25. November 1557, übernahm in aller Form den Auftrag am 5. Juni
1558. Als sein Nachfolger wurde am 6. Dezember 1559 ausersehen Girolamo
Ferro, der am 2. Mai 1560 mit den Geschäften betraut wurde. Die Relazion
des Cavalli vom Jahre 1560 dürfte daher in den Sommer des Jahres fallen.
Sie ist gedruckt bei E. Alberi, Le relazioni degli ambasciatori veneti al senato,
durante il secolo decimosesto. Serie III, volume III, S. 161 ff. (Florenz 1855.)
3 Die Tatsache ersehen wir aus Alberi, Serie III, vol. III, Seite XXIII,
wo die Liste der außerordentlichen Gesandten Venedigs am ottomanischen
Hof zusammengestellt ist. Über den Zeitpunkt seiner Relazion fehlen bei
Albèri alle Angaben. Auch Armand Baschet, La diplomatie vénitienne,
Paris 1862, erwähnt S. 229, wo er die ordentlichen und außerordentlichen
Ambasc.iatori aufzählt, deren Relazionen entweder en simples sommaires,
soit dans le texte original bekannt geworden sind, die Relazion des Cavalli
nicht.
W. Andreas:
daß in Rom Relazionen des 16. Jahrhunderts feilgeboten wurden 1.
Der damalige Gesandtschaftssekretär hat sie dann, zu einem be-
stimmten Preis für je hundert Blatt, angekauft. So sind die Re-
lazionen abschriftweise von Hand zu Hand, von Archiv zu Archiv
gewandert. Die Gothaer Bibliothek besitzt einen Codex solchen
Inhalts, die umfangreichste Sammlung aber ist in der Bibliothèque
Nationale zu Paris verwahrt. Ranke und andere Gelehrte haben
dort Einsicht davon genommen und sie für ihre Zwecke benutzt.
Das auf den folgenden Seiten veröffentlichte Stück ist das einzige
unter ihnen, das noch nicht gedruckt ist. Es ist bisher übersehen
worden. Es befindet sich im manuscrit italien Nr. 1237 Seite 60 ff.
unter der Aufschrift „Relatione de le cose di Costantinopoli del
1567 di Messer Marin di Cavalli Bayllo dei SSri VenetianiA
Sclion einmal war Marino Cavalli Gesandter am Goldenen
Horn gewesen. Über seinen ersten Aufenthalt hat er im Jahre
1560 den Pregadi seinen Endbericht erstattet, der uns erhalten
ist 2. Ein zweitesmal wurde er als Orator der Republik für Ivon-
stantinopel bestimmt am 21. Oktober 1566. Diesmal handelte
es sich um eine außerordentliche Mission, nicht um die regel-
mäßige diplomatische Vertretung. Anlaß zu seiner Abordnung
war die Thronbesteigung Sultan Selims II 3. Der venezianische
Nobile hatte die Glückwünsche seiner Regierung zu überbringen
und die Bestätigung der mit der Pforte bestehenden Verträge zu
1 Ygl. darüber Armand Baschet, La diplomatie vénitienne. Les Princes
de l’Europe au XVI- Siècle usw., Paris 1862, S. 51. Genannt wird darunter
eine Relazion Marino Cavallis über die Türkei »sans date», sei es nun die
frühere von 1560 oder die von mir im folgenden veröffentlichte.
2 Er wurde zum Nachfolger des Antonio Barbarigo als Bailo bestimmt
am 25. November 1557, übernahm in aller Form den Auftrag am 5. Juni
1558. Als sein Nachfolger wurde am 6. Dezember 1559 ausersehen Girolamo
Ferro, der am 2. Mai 1560 mit den Geschäften betraut wurde. Die Relazion
des Cavalli vom Jahre 1560 dürfte daher in den Sommer des Jahres fallen.
Sie ist gedruckt bei E. Alberi, Le relazioni degli ambasciatori veneti al senato,
durante il secolo decimosesto. Serie III, volume III, S. 161 ff. (Florenz 1855.)
3 Die Tatsache ersehen wir aus Alberi, Serie III, vol. III, Seite XXIII,
wo die Liste der außerordentlichen Gesandten Venedigs am ottomanischen
Hof zusammengestellt ist. Über den Zeitpunkt seiner Relazion fehlen bei
Albèri alle Angaben. Auch Armand Baschet, La diplomatie vénitienne,
Paris 1862, erwähnt S. 229, wo er die ordentlichen und außerordentlichen
Ambasc.iatori aufzählt, deren Relazionen entweder en simples sommaires,
soit dans le texte original bekannt geworden sind, die Relazion des Cavalli
nicht.