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Stoeckius, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 7. Abhandlung): Ottaviano Cesare: ein Rechtsstreit zwischen Gesellschaft Jesu und Elternhaus — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33310#0058
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58

Hermann Stoeckius:

Paul IV. hat natürlich das Schiedsgericht, das ja gegen ihn ge-
richtet war, nicht anerkannt, wohl aber den von ihm gefaßten
Beschluß, Ottaviano nach Rom zur Prüfung zu laden, gebilligt
und energisch betrieben. Denn es leidet keinen Zweifelj daß auf
seine Veranlassung Ignatius dem ProAÜnzial von Sizilien, der mit
Vegas Zustimmung auf zwei Monate nach Rom kam, befahl, den
Jüngling mit sich zu nehmen 314)- Am 3. September brachen beide
auf 315). Sie wählten nicht den Seeweg, sondern reisten durch
Kalabrien 316). Als sie Neapel passierten, besuchte Ottaviano
seine Eltern 317). Offenbar hatte auch das der Papst befohlen.
Denn diese Wandlung nimmt doch sehr wunder, nachdem eben
von Ignatius der Befehl ausgegeben war, Ottaviano solle auf der
Fahrt nach Rom Neapel und die Eltern nicht besuchen. Nach
der Darstellung Polancos in seinem „Chronicon“ hätte seine Gegen-
wart die Mutter so befriedigt, daß sie überhaupt beruhigt ihn zu
seinem Eintritt in die Gesellschaft beglückwünscht und zur Aus-
clauer ermahnt hätte 318). Diese Darstellung ist angesichts des ganzen
bisherigen und weiteren Verlaufs der Dinge schon vom psycho-
logischen Standpunkt aus durchaus unhaltbar. Man muß sich daran
erinnern (s. ob. A. 106), daß der Chronist Polanco zugleich der Ge-
heimsekretär des Ignatius war, durch dessen Handauch alle Schrift-
stücke in Sachen Ottaviano gingen und dessen Auffassung die offi-
zielle des Ordens war. Ignatius sprach dem Vater Ottavianos am 29.
September seine Freude über die Nachricht aus, daß die Eltern ge-
tröstet seien und ihrSohn mit gutemWillennachRomkomme, um seine
Studien fortzusetzen 319). Es mag schon richtig sein, daß dieMutter
durch die Anwesenheit ihres Sohnes, nach der sie so sehr verlangt
hatte, wirklich zunächst etwas befriedigt war, vermutlich aber doch
nur deshalb, weil ihr Sohn nach Rom und unter die Einwirkung des
ihr wohlgesinnten Papstes kam. Leider sind zwei Schreiben dieser
Zeit, die bald darauf Ottavianos Vater (am 14. September) 320) und
der Herzog 321) an Ignatius schrieben, nicht erhalten. Aus den Ant-
worten des Ignatius vom 29. September 322) lassen sich keine ein-
wandfreien Schlüsse ziehen.

314) Mon. Ign., I: Epp. et instr., IX, n. 5616, p. 453. — 315) Mon. Ign.,
I: Epp. et instr., IX, n. 5733, p. 622. —■ 316) Mon. Ign., I: Epp. et instr., IX,
n. 5733, p. 622; n. 5618, p. 456. -— 317) Polanco, Chron., s. J. Y, n. 75, p. 41 f.
— 318) Polanco, Chron., s. J. V, n. 75, p. 41 f. — 319) Mon. Ign., I: Epp.
et instr., IX, n. 5766, p. 668; Cartas, n. DCCXII. — 32°) Mon. Ign., I: Epp.
et instr., IX, n. 5766, p. 668; Cartas, n. DCCXII. -— 321) Mon. Ign., I: Epp.
et instr., IX, n. 5765, p. 668; Cartas, n. DCCXIII. — 322) Mon. Ign., I:
 
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