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Stoeckius, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 7. Abhandlung): Ottaviano Cesare: ein Rechtsstreit zwischen Gesellschaft Jesu und Elternhaus — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33310#0061
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Ottaviano Cesare.

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erfolgen. Dadurch wird sich erklären, daß manche seiner Ver-
ordnungen und Beschlüsse in scharfem Gegensatz zu den Ordens-
satzungen stehen.

Durch folgende Bemühungen suchte nun Ignatius den Boden
in Neapel zu bereiten, um Ottaviano womöglich doch seinem
Ordensberufe zu erhalten:

1. Durch Polanco richtete er am 2. Februar 1556 zwei Schrei-
ben an den Rektor des Kollegs zu Neapel, Christophorus de Men-
doza 337). In dem ersteren, das Ottaviano überbrachte, betonte
er zunächst, die Sendung des Jünglings nach Neapel erfolge nur
unter der Bedingung, daß ihn seine Angehörigen nicht in seinem
Ordensberufe beunruhigten; sonst müsse man ihn an einen anderen
weit entfernten Ort schicken. Und es sei gut, wenn die Mutter
diese Bestimmung aus ihres Sohnes eigenem Munde erfahre.
Dem Rektor selbst gab er dann folgende besonderen Anweisungen:
Ottaviano solle im Kolleg der Gesellschaft wohnen, obschon er
bisweilen mit einem Gefährten, oder wie es sonst den Oberen dünke,
seine Eltern besuchen dürfe. Falls ihn seine Eltern mit irgend-
welchen außergewöhnlichen Dingen, die zur Förderung seiner
Gesundheit beitrügen, erfreuen sollten, so würden sie auch das
zulassen können, obgleich er im Kolleg wohne. Sobald es ihm aber
wieder gut gehe, könne er in der Schule tüchtig helfen und den
Unterricht in der zweiten Klasse übernehmen; auch für die Er-
teilung des Griechischen und Hebräischen dürfe er im Falle der
Not genügen 338). In dem zweiten Schreiben wies er ihn aber schon
an, dem Jüngling die Erlaubnis zu geben, wie er sie sich erbitte.
Er könne nach eigenem Willen zum Mittag- oder Abendessen
in das väterliche Haus gehen, allein oder in Begleitung 339). Das
waren freilich Zugeständnisse, die zu dem Wesen des Instituts
im Gegensatz standen!

2. Ignatius selbst schrieb an Ottavianos Vater am gleichen
Tage folgende Zeilen: da sie (Ignatius und die Seinen) versprochen
hätten, Ottaviano, ihren Bruder, nach Neapel zu senden, sobald
die strengere Jahreszeit vorüber sei, und zwar in den gegen-
wärtigen Ferien, um den Wunsch seiner Eltern zu erfüllen, so
hätten sie daran gedacht, ihn bei der ersten besten Gelegenheit
zu senden, damit er in den jetzigen Ferien noch vor der Fasten-

337) Mon. Ign., I: Epp. et instr., X, n. 6154, p. 610; n. 6157, p. 614. —
338) Mon. Ign., I: Epp. et instr., X, n. 6154, p. 610. — 339) Mon. Ign., I:
Epp. et instr., X, n. 6157, p. 614.
 
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