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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 8. Abhandlung): Des Athanasius Werk über das Leben des Antonius: ein philologischer Beitrag zur Geschichte des Mönchtums — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33311#0008
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Richard Reitzenstein:

eigene Lehre von dem wahren Mönchtum und seine Apologie des
Christentmns. Die Leser seines Buches, nicht die damaligen
Hörer des Antonius werden angesprochen. So zeigen die Reden,
daß dasWerk höhere literarische Ansprüche erhebt, und offenbaren
zugleich — besonders die erste — die Tendenz am unverhülltesten.

Über seine Einteilung und Anordnung hat im Widerspruch
zu H. Mertels nicht voll genügenden Versuch (Die biographische
Form der griechischen Heiligen-Legenden, München 1909) Holl
ausführlich gehandelt; er scheidet fünf Teile (c. 1—7; 8 — 10;
11—47; 48—81; 82—94). Ich weiche in einzelnem von ihm ab
und beginne daher die Analyse noch einmal.

Der Bericht über die Kindheit bis zu dem Tode der Eltern
wird, dem Stil dieser Werke entsprechend 1, ganz kurz gefaßt;
Antonius ist schon frommer Christ, ja der Gedanke an das
‘apostolische Leben’ beginnt ihn schon zu besehäftigen 2, als das
Herrenwort zl Ο-έλεις τέλειος είναι, υπαγε, πώλησον πάντα τά ύπάρχοντά
σοι ihn den Entschluß zur άπόταξις fassen läßt. Er wählt zu
Lehrern die Asketen seines Dorfes; jedem sucht er seine besonderen
Vorzüge abzulauschen. Er überwindet die Versuchungen der
Dämonen 3 und bringt den Körper ganz in seine Gewalt; er wird
schon in jungen Jahren das Musterbild des Asketen (c. 2—7). Mit
Recht schließt Holl liier den ersten, einleitenden Teil.

Jetzt will Antonius Größeres erreichen: er zieht weit vor das
Dorf lieraus in ein Grab und läßt sich hier von einem Bekannten
einschließen. Alsbald sind die Dämonen da, welche fürchten,
daß er nun auch die Wüste für seine Frömmigkeit erobern will
(856 A o έχΈρός . . . φοβούμενος μή κατ’ όλίγον καί τήν έρημον έμπλήση

1 C. 1, vgl. etwa Pseudo-Lukian Demonax c. 3.

2 Der άποστολικος βίος wird, genau wie bei Eusebius (vgl. unten
Teil III), als das Asketenleben gefaßt, sogar dieselben Bibelstellen werden
berücksichtigt, doch zeigt die Verweisung auf den besonderen Lohn, daß
nicht Eusebius selbst, sondern ältere asketische Literatur oder Gedanken
nachwirken, vgl. C. 2 p. 841 B: έλογίζετο περιπατών, πώς οί μέν άπόστολοι
πάντα καταλιπόντες ήκολού-9-ησαν τώ σωτήρι, οί δέ έν ταΐς Πράξεσι πωλουντες
τά έαυτών έφερον καί έτίθουν παρά τούς πόδας τών άποστόλων είς διάδοσιν
τών χρείαν έχόντων, τίς τε καί πόση τούτοις έλπ'ις έν ούρανοΐς άπόκειται.

3 Charakteristisch, daß die Anfechtungen durch den Geschlechtstrieb
nur hier und so zurückhaltend erwähnt werden, wie sonst in keiner Asketen-
erzählung. Athanasius, der auf diesem Gebiet alle derben Effekte verschmäht,
setzt statt der Schilderung der Versuchung die Erscheinung des Dämons der
πορνεία ein, der sich für besiegt erklären muß: die άσκησις ist damit abgeschlossen
(die Enthaltsamkeit von Wein und Fleischwirdüberhaupt nurbeiläufig erwähnt).
 
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