Des Athanasius Werk über das Leben des Antonius.
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nicht mehr * 1 oder erhält gar himmlische. Er allein hat die volle
γνώσις, die auch dem besten in der Welt lebenden Christen not-
wendig mangelt 2. Er, und zwar von allen Christen er allein, ist nicht
mehr von dieser Welt, sondern ist ihr schon jetzt entrückt, ja ist
ihr gestorben: er ist der Pneumatiker 3. Daß wir es hier mit einer
einheitlichen Vorstellung zu tun haben, bestätigt mir eine seltsame
frühchristliche Schrift über Märtyrer und Asketen, die ich soeben
σεαυτη τόν βίον τών άγγέλων και τόν αίώνα τόν άθ-άνατον — das Engelleben ist
das ewige Leben, weil nur der Asket wieder aufersteht). Für den Ausdruck
πνευματική πολιτεία vgl. Histor. Laus. c. 41 p. 128,7 (Butler).
1 Es erscheint als höchstes χάρισμα, darum spricht es Diadochus von
Photike c. 100 p. 128,15 nur dem Bekenner und Märtyrer zu, auch dies nach
älterer Anschauung. So schildert das Martyrium eines Unbekannten in den
Ryland-Papyri Catal. I. 10 (VI. Jahrhundert) den Bekenner, der zwanzig
Tage nichts gegessen oder getrunken hat; er nährt sich von dem, was Gott
den Seinen bereitet hat, d. h. wie die Parallelen bei Rufin und in der Historia
Lausiaca zeigen, von der γνώσις Ό-εοϋ.
2 Vgl. z. B. cap. 16 p. 437 D: illud tibi deest, quod bonorum omnium
summum est, ut omittens cuncta ipsam veram iam sequaris dei sapientiam et
secretiores inquiras thesauros. Das Wort, das der Lateiner nicht bieten kann,
hat der Grieche p. 74,20 Pr. erkannt: τών άρετών τό κεφάλαιον, ή πάνσοφος περί
-9-εοΰ γνώσις. Auch c. 1 ρ. 404 D lehrt ausdrücklich, daß sie nach Rufins
Auffassung nur der Mönch haben kann. Nur er ist πνευματικός, auch
die frömmsten Weltchristen bleiben γήϊνοι.
3 Vgl. z. B. Rufinus c. 16 p. 438 D: quid tibi cum terrenis est labor,
cui sors et societas cum caelestibus data est? relinque haec illis qui de
terra sunt et de terra cogitant (ebenso wie Cyprian De habitu virginum
23 vom Asketen nach I Cor. 15,47 ό πρώτος άν-9-ρωπος έκ γής χοϊκός, ό δεύτερος
άν-θ-ρωπος έξ ούρανοΰ), und Diadochus von Photike c. 40 p. 46, 18: άποδημεΐ τοΰ
κόσμου, κάν έν τώ κόσμω παρή (nach II Cor. 5,6. 8. 9). Für die Vorstellung,
daß der Asket der Welt gestorben ist und unter den anderen Christen
als Auferstandener lebt, genügt es auf Cyprian a. a. O. c. 22 zu
verweisen; natürlich erhebt auch der Mönch denselben Anspruch.
Sein Leben ist ihm ή έν ούρανοΐς πολιτεία, aber ούρανοπολίτης heißt
auch der Gestorbene (z. B. in der griechischen Iiistoria monachorum
p. 76, 11 Preuschen). Wie err.st das ursprünglich gemeint ist, zeigt
wieder Diadochus von Photike c. 82 p. 110, 23, wo es als kaum erreich-
bares Ziel hingestelit wird: εί δέ τις δυνηΌείη ζών έτι διά τών πόνων άποθανεΐν,
δλος λοιπόν γίνεται οΐκοςτοΰ άγίου πνεύματος' πριν γάρ άποθάνη, ό τοιοΰτος άνέστη.
Wenn wir all diese Worte jetzt fast gedankenlos in verblaßter Bedeutung
gebrauchen, so haben sie ursprünglich doch volle unbildliche Bedeutung
gehabt. Ich möchte es fast bedauern, daß selbst IToll in seinem tiefen und
feinen Buch 'Enthusiasmus und Bußgewalt’ die Worte Enthusiasmus und
Enthusiast für Pneumatiker von Harnack übernommen hat. Sie geben dem
Durchschnittsleser leicht eine ganz faische Vorstellung und schwächen das
Empfinden für das Befremdliche der Sache.
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nicht mehr * 1 oder erhält gar himmlische. Er allein hat die volle
γνώσις, die auch dem besten in der Welt lebenden Christen not-
wendig mangelt 2. Er, und zwar von allen Christen er allein, ist nicht
mehr von dieser Welt, sondern ist ihr schon jetzt entrückt, ja ist
ihr gestorben: er ist der Pneumatiker 3. Daß wir es hier mit einer
einheitlichen Vorstellung zu tun haben, bestätigt mir eine seltsame
frühchristliche Schrift über Märtyrer und Asketen, die ich soeben
σεαυτη τόν βίον τών άγγέλων και τόν αίώνα τόν άθ-άνατον — das Engelleben ist
das ewige Leben, weil nur der Asket wieder aufersteht). Für den Ausdruck
πνευματική πολιτεία vgl. Histor. Laus. c. 41 p. 128,7 (Butler).
1 Es erscheint als höchstes χάρισμα, darum spricht es Diadochus von
Photike c. 100 p. 128,15 nur dem Bekenner und Märtyrer zu, auch dies nach
älterer Anschauung. So schildert das Martyrium eines Unbekannten in den
Ryland-Papyri Catal. I. 10 (VI. Jahrhundert) den Bekenner, der zwanzig
Tage nichts gegessen oder getrunken hat; er nährt sich von dem, was Gott
den Seinen bereitet hat, d. h. wie die Parallelen bei Rufin und in der Historia
Lausiaca zeigen, von der γνώσις Ό-εοϋ.
2 Vgl. z. B. cap. 16 p. 437 D: illud tibi deest, quod bonorum omnium
summum est, ut omittens cuncta ipsam veram iam sequaris dei sapientiam et
secretiores inquiras thesauros. Das Wort, das der Lateiner nicht bieten kann,
hat der Grieche p. 74,20 Pr. erkannt: τών άρετών τό κεφάλαιον, ή πάνσοφος περί
-9-εοΰ γνώσις. Auch c. 1 ρ. 404 D lehrt ausdrücklich, daß sie nach Rufins
Auffassung nur der Mönch haben kann. Nur er ist πνευματικός, auch
die frömmsten Weltchristen bleiben γήϊνοι.
3 Vgl. z. B. Rufinus c. 16 p. 438 D: quid tibi cum terrenis est labor,
cui sors et societas cum caelestibus data est? relinque haec illis qui de
terra sunt et de terra cogitant (ebenso wie Cyprian De habitu virginum
23 vom Asketen nach I Cor. 15,47 ό πρώτος άν-9-ρωπος έκ γής χοϊκός, ό δεύτερος
άν-θ-ρωπος έξ ούρανοΰ), und Diadochus von Photike c. 40 p. 46, 18: άποδημεΐ τοΰ
κόσμου, κάν έν τώ κόσμω παρή (nach II Cor. 5,6. 8. 9). Für die Vorstellung,
daß der Asket der Welt gestorben ist und unter den anderen Christen
als Auferstandener lebt, genügt es auf Cyprian a. a. O. c. 22 zu
verweisen; natürlich erhebt auch der Mönch denselben Anspruch.
Sein Leben ist ihm ή έν ούρανοΐς πολιτεία, aber ούρανοπολίτης heißt
auch der Gestorbene (z. B. in der griechischen Iiistoria monachorum
p. 76, 11 Preuschen). Wie err.st das ursprünglich gemeint ist, zeigt
wieder Diadochus von Photike c. 82 p. 110, 23, wo es als kaum erreich-
bares Ziel hingestelit wird: εί δέ τις δυνηΌείη ζών έτι διά τών πόνων άποθανεΐν,
δλος λοιπόν γίνεται οΐκοςτοΰ άγίου πνεύματος' πριν γάρ άποθάνη, ό τοιοΰτος άνέστη.
Wenn wir all diese Worte jetzt fast gedankenlos in verblaßter Bedeutung
gebrauchen, so haben sie ursprünglich doch volle unbildliche Bedeutung
gehabt. Ich möchte es fast bedauern, daß selbst IToll in seinem tiefen und
feinen Buch 'Enthusiasmus und Bußgewalt’ die Worte Enthusiasmus und
Enthusiast für Pneumatiker von Harnack übernommen hat. Sie geben dem
Durchschnittsleser leicht eine ganz faische Vorstellung und schwächen das
Empfinden für das Befremdliche der Sache.