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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 8. Abhandlung): Des Athanasius Werk über das Leben des Antonius: ein philologischer Beitrag zur Geschichte des Mönchtums — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33311#0027
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Des Athanasius Werk über das Leben des Antonius.

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denMERTEL nichtgenughervorgehobenund HoLLnicht beachtet hat,
das ήθος, vgl. cap. 67 p. 937 C: πρός δέκαί τό ήθος άνεξίκακος ήν καί
τήν ψυχήν ταπεινόφρων. Das zeigt von Anfang an, daß die Kunstform
des literarischen βίος auf Athanasius irgendwie wirkt. Ich darf nur
beispielsweise an Suetons erste Biographie c. 44 erinnern: talia
agentem atque meditantem mors praevemt. de qua prius quam
dicam, ea quae ad formam et habitum et cultum et mores nec
minus quae ad civilia et bellica studia eius pertineant, non alienum
erit summatim exponere. Selbst wenn Sueton nun zunächst das
Äußere beschreibt, hat dies bei Athanasius sein Gegenbild, der in
die Schilderung der ταπεινότης hineinzuziehen weiß καί μήν καί τό
πρόσωπον αύτου χάριν είχε πολλήν καί παράδοξον und uns bericlitet,
daß Fremde ihn aus der größten Menge sofort herauserkannten,
wiewohl er nicht ansehnlich von Statur war, nur an der heiteren
Ruhe und Hoheit des Antlitzes 1. Eigenartig ist freilich die Durch-
führung auch dieses Teils. Aufgezählt werden \ ron Tugenden
zunächst die Demut, besonders Klerikern gegenüber (c. 67), dann
der Glaube (c. 68—71). Hierbei wird sein Auftreten gegen die
Arianer und Melitianer und ein zweiter Besuch in Alexandria
(im Sommer 338) erwähnt, bei dem Athanasius persönlich mit ihm
zusammengetroffen sein will. Als dritte Eigenschaft folgt klar
hervorgehoben die φρόνησις 2. Sie wird durch einzelne άποφθέγματα
und. durch d.ie lange Rede πρός "Ελληνας belegt, deren Zweck
ich früher besprochen habe. Der stark stilisierte Schluß läßt die
feingebildeten Heiden zwar nicht sich bekehren, wohl aber den
Antonius verehren und sich von ihm erbaut fühlen. So leitet er
über zu einer Erwähnung d.er Verbreitung seines Rufes, die schein-
bar einen Teil beendet (c. 81). Die Kaiser selbst, Konstantin wie
seine Söhne, schreiben an ihn und betrachten es als Auszeichnung,
daß er auch ihnen seine Mahnungen spendet: ούτω παρά πάσιν
ήν προσφιλής καί πάντες έχειν αύτόν ήξίουν πατέρα 3.

1 Vgl. Tacitus Agricola 44: quod si habitum quoque eius posteri noscere
velint, decentior quam sublimior fuit; nihil impetus in vultu; gratia oris su-
pererat; bonum virum facile crederes, magnum libenter.

2 Vgl. c. 72 p. 944 B: κοά φρόνιμος δέ ήν λίαν, και τό -8-αυμαστόν, δτι γράμ-
ματα μή μαθών άγχίνους ήν καί συνετός άν-θ-ρωπος. Die in den sonstigen Mönchs-
erzählungen übliche Auffassung des άποστηθ-ίζειν τάς γραφάς als Begabung des
Pneumatikers und als Wunder hat Athanasius schon früher gemieden; sein
Antonius ist θεοδίδακτος, aber nicht πνευματικός. Ebenso erscheint er hier.

3 Vgl. in dem ersten Teil (c. 15): καί πάντων αύτών ώς πατήρ καθηγεΐτο (nur
von den Mönchen).
 
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