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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 8. Abhandlung): Des Athanasius Werk über das Leben des Antonius: ein philologischer Beitrag zur Geschichte des Mönchtums — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33311#0052
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52

Richard Reitzenstein:

Nur so ist es zu erklären, daß man der Frage, ob Eusebius das
Wort μοναχός kennt, so große Wichtigkeit beigemessen hat 1. Ich
muß, da auch diese Frage für die Beurteilung d.es Athanasius
Wichtigkeit hat, auf sie zum Schluß eingehen und vieles allgemein
Bekannte wiederholen, um an wenigen Stellen eigene Zusätze
geben zu können.

III.

Es ist bekannt, doch wohl nicht immer in seiner Bedeutung
recht gewürdigt, daß der technische Gebrauch der Worte άσκεΐν,
άσκησις, άσκητής auf die Philosophie zurückgeht 2. Immer stärker
wird in ihr etwa seit Beginn der Kaiserzeit neben der Lehre das
Leben des Philosophen hervorgehoben, ja überwiegt in einzelnen
Schulen. In die christliche Literatur wird dieser Begriff der άσκησις,
soweit mir bekannt ist, zunächst von den großen alexandrinischen
Philosophen Clemens und Origenes übertragen 3 und entwickelt

1 Die katholischen Forscher, auch der sonst kritiklose Schiwietz
(Das morgenländische Mönchtum Mainz 1904 und 1913), sind hier von Anfang
an in der gliicklicheren Lage gewesen, weil sie, um die Kontinuität der Ent-
wicklung fühlbar zu machen, weit stärker an die Grundvorstellungen von der
Askese und ihre allgemeine Bewertung anschließen mußten.

2 Auf Apollonius von Tyana und Epiktet brauche ich nur zu verweisen.
Aus des letzteren Yortrag περί άσκήσεως (III 12) hebe ich Anfang und Schluß
heraus: τάς άσκήσεις ού δεϊ διά τών παρά φύσιν καί παραδόξων ποιεΐσθ-αι, έπεί
τοι τών θαυ ματοποιών ούδέν διοίσομεν οί λέγοντες
φιλοσοφεΐν und διά τοΰτο καλώς ό ’Απολλώνιος έλεγεν δτι 'δταν θ-έλης
σαυτώ άσκήσαι, διψών ποτε καύματος έφέλκυσαι βρόγχον ψυχροΰ καί έκπτυσον
καί μηδενί εϊπης’. Das Allgemeinempfinden zeigt gut Artemidor (Oneirocr. Y 18)
έφιλοσόφησεν εύτόνως καί τοΐς λόγοις καί τή άσκήσει χρησάμενος άκολούθως. Not-
wendig gehören λόγος und άσκησις zusammen (vgl. Origenes Contra Celsum
VII 60, Band II p. 211, 4 Köxzsciiau), aber durch letztere erreicht man noch
besser, daß die Leute rufen: ώ μεγάλου άνθρώπου (Epiktet III 12,16).

3 Vorausgegangen scheinen allerdings einzelne Gnostiker, vgl. Clemens
Strom. III 1 p. 195,11 (Stählin), doch empfinden wir hier und bei Clemens
Paed. I 7, 57 p. 123,29 und 124,8 noch den bildlichen Gebrauch des Wortes
άσκητής, während άσκησις schon bei Clemens Strom. VII 6, 33 p. 26, 4 (Stählin)
ganz technisch venvendet erscheint. Bei Origines spürt man die Rücksicht
auf die Philosophensprache noch, Avenn er Contra Celsum V 49 = II p. 54,1
Kötsciiau οί άπό Πυθαγόρου und οί έν ήμΐν άσκηταί einander gegenüberstellt,
aber Hom. in Ierem. 20, 7 = p. 188, 25 Klostermann wird das Wort als all-
gemein auch irn christlichen Sprachgebrauch aufgenommen vorausgesetzt,
ebenso άσκησις, vgl. ebend. p. 189, 4 und besonders klar Contra Celsum VII 7
= II p. 159,21 Kötschau (ύπερτείνων πάσαν άσκησιν).
 
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