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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 8. Abhandlung): Des Athanasius Werk über das Leben des Antonius: ein philologischer Beitrag zur Geschichte des Mönchtums — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33311#0056
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56

Richard Reitzenstein:

voraussetzt. Aber es ist zugleich eine Leistung an Gott, ein
Teil der άσκησις είς άρετήν. Noch klarer werden die Übereinstim-
mungen mit der Mönchsliteratur in der Schrift über die palästi-
nensischen Märtyrer, welche ja vielfach Personen des Laienstandes
behandelt, die in der Kirchengeschichte nicht hätten Erwähnung
finden können, und welche sie in der Breite und in dem lobenden
Stil behand.elt, der für das Mönchs-δί,ήγημα von Anfang an not-
wendig war. Man vergleiche etwa cap. 5 p. 913,8 Schw.: πνεύματι
δωσπερ -θ-είω κατεσχημένος καί κατά τ ι ν α φυσικήν,
μάλλον δ’ένΤεον κ α I άληθή φιλοσοφίαν 1 μεΐζον
φρονήσας τής νενομισμένης τοΰ βίου δόξης τής τε τών σωμάτων κατα-
πτύσας ήδυπαΑείας, κρύβδην τούς οίκείους άποδράς καί
μηδέν τών έφημέρων δαπανών έπιστραφείς 2 έλπίδι καί πίστει τή είς Αεόν
ήγετο πρός -9-είου πνεύματος χειραγωγούμενος έπί τήν Καισάρειαν,
ένΤα ήτοίμαστο αύτώ ό τοΰ μαρτυρίου . . στέφανος. Selbst der Begriff
einer τελειότης, d.ie freilich dem Menschen nie ganz erreichbar ist,
begegnet bei ihm; man erwirbt sie durch Versenkung in die Schrift
und durch Askese, vgl. ebenda 913,15: γενόμενος δ’ήμΐν αύτοΐς άμα
καί ώς ένι μάλιστα τοΐς Αείοις λόγοις έξιντελείαν συλλεξάμενος
άσκήσεσί τε προσηκούσαις έκΤυμότατα παρασκευασάμενος. Vorausgeht

1 Das bedeutet: Die Askese (und γνώσις) ist ihm nicht gelehrt (in irgend
einer Gemeinschaft), sondern er hat sie aus sich selbst oder vielmehr von
Gott. Die Erldärung gibt Euagrius Gnosticus § 107 p. 547 Frankenberg:
ή μέν έκτο-9-εν ήμιν συμβαίνουσα γνώσις διά λόγων ήμΐν τήν αύτης ΰλην άποδείκνυσιν,
ή δέ χάριτι Αεοΰ παρ’ ήμϊν ύφισταμένη αύτά τη διανοία άκριβώς παρίστησι τά πράγ-
ματα . . έστι δέ τή έκτο-9-εν γνώσει έναντίον ή πλάνη, τή δέ άλλη 9-υμός καί όργή
καί τά τούτοις έπακολου9·οΰντα (vgl. § 147, 151), vgl. Hist. Laus. c. 40 p. 126,3:
ούτος άξίως τήν τοΰ πνεύματος όδόν έξανύσας καί μή έκτραπείς τής εύ9-είας (er ist
durch die Askese τέλειος und πνευματικός geworden) κατηξιώ9-η χαρίσματος
γ v ώ σ ε ω ς φυσικής, ήν διαδέχεται 9-εολογία (der pneumatische Preis
Gottes) καί έσχάτη μακαριότης. Es ist mir wichtig, daß ein so spezieller terminus
technicus der späteren asketisch-gnostischen Literatur bei Eusebius schon
vorkommt.

2 Er wandert wie der reisende Apostel und Asket ohne Geldmittel;
natürlich lenkt der Geist seine Schritte. Auch hier liegen bestimmte Vor-
stellungen zugrunde, die in den apokryphen Apostelakten und den Erzählungen
von mönchischen Missionaren wie Serapion Sindonites wiederkehren. Wie
groß in der Übergangszeit die Zahl der wandernden Asketen und Asketinnen
war, lassen Erzählungen wie Hist. Laus. c. 29 p. 84 Butler ahnen.
Erscheinungen, die in der Großkirche schnell vorübergehen, halten sich
in den Sekten und entwickeln sich fort: die circelliones oder circumcelliones
der Donatisten, die von Zelle zu Zelle wandern, fühlen sich als die wahren
‘Mönche’ und verspotten die monachi der Großkirche (Augustin In
psalm. 132,3, vgl. Jülicher bei Pauly-Wissowa III 2570).
 
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