Eine etymologische Deutnng von griech. %ν9-ρωπος. 11
wie wir heute so gern die religiöse Scheu unserer Vorfahren nennen:
in aiten Zeiten wurde dem Barte geradezu eine Art magischer
Zauberkraft zugeschrieben: er gatt nicht nur ais Zeicben, sondern
geradezu als der Sitz der Manneskraft. (Vgl. darüber P. ScHREDEL-
SEKER De superstitionibus Graecorum, quae ad crines pertinent,
Heidelb. Diss. 1913, L. SoMMER, Das Haar in Reiigion und Aber-
glauben der Griechen, Alünchen 1912, ders. bei PAULY-WissowA
Reaienz. s. v. ,,Haaropfer", voN DER LEYEN Das Märchen 55. 91.)
Wie mit dem Abschneiden der Haariocke durch Deliia Simsons
Kraft dahinschwand, so war nach altem Glauben die Kraft eines
Mannes geiähmt, wenn man ihm den Bart abschnitt. Das Märchen
weiß zu erzählen, wie ein Riese aile Iiraft verliert, ais man seinen
weißen Bart auf dem Amboß zerschlägt (GrnMMS Märchen, Von
einem, der auszog das Fürchten zu lernen.) In SpiELHAGENS
Problem. Naturen heißt es zu Anfang (I, 28, s. ScHREDELSEKER,
S. 26, A. 4): ,,Der Inspektor . .. war ein riesiger Mann, der ...
dem Abergiauben zu huldigen scbien, er werde seine ungeheure
Körperkraft verlieren, wenn er seinen struppigen, schwarzen Bart
scböre." Daher stammt letzten Grundes die Sitte, beim Bart zu
schwören, die weitverbreitet ist. Wie der Muhammedaner beim
Bart des Propheten schwört, so der Grieche mit der Formel
πρός γενείου, πρός γενείάδος. Auch als Bitte werden diese Worte
gern gebraucht (z. B. Soph. EI. 1208; Herond. III, 72 usw.). Die
entsprechende deutsche Formel ist mü' ηιϊη oder w wfr
dirre τπΐτί (GRiMM Wb. I, 1143), die altfranzösische piir /u
7%oie &ar/7e, gni ize^^ mie me^/ee/ pnr ce^ie 7710/e 5ur0e, <?%/ me pe/ζί
men^on/ (GmMM Rechtsaitertümer 898, BoRCHARDT-WusTMANN,
Die sprichwörti. Redensarten, S. 51, Nr. 119.)
Ferner gehört hierher die Sitte, beim Bitten den Bart der
angeflehten Person zu berühren. Als Thetis von ihrem betrübten
Sohne dessen Beschimpfung durch Agamemnon erfahren hat, da
begibt sich die siiberfüßige Göttin zu Zeus, um von ihm Rache
für die Achill zugefügte Schmach zu erbitten. Homer beschreibt
genau ihre Gebärde (A 500ff.):
χκί pcx π&ροίΕ' κυτοΐο ΧίχΕέζετο xcd λοίβε γουνων
σχ<χί.^, 3εξί.τερ^ §' <χρ' υπ' &\Έερεωνος έλοΰσ<χ
λί,σσομένη προσέεί,πε Δί<χ Κρονίωνίχ <χνα.χτ<χ.
Damit vgi. man folgende Stelle der Gudrun, auf die schon BoR-
CHARDT-WusTMANN aaO. 51, Nr. 120 zur Erläuterung der nhd.
wie wir heute so gern die religiöse Scheu unserer Vorfahren nennen:
in aiten Zeiten wurde dem Barte geradezu eine Art magischer
Zauberkraft zugeschrieben: er gatt nicht nur ais Zeicben, sondern
geradezu als der Sitz der Manneskraft. (Vgl. darüber P. ScHREDEL-
SEKER De superstitionibus Graecorum, quae ad crines pertinent,
Heidelb. Diss. 1913, L. SoMMER, Das Haar in Reiigion und Aber-
glauben der Griechen, Alünchen 1912, ders. bei PAULY-WissowA
Reaienz. s. v. ,,Haaropfer", voN DER LEYEN Das Märchen 55. 91.)
Wie mit dem Abschneiden der Haariocke durch Deliia Simsons
Kraft dahinschwand, so war nach altem Glauben die Kraft eines
Mannes geiähmt, wenn man ihm den Bart abschnitt. Das Märchen
weiß zu erzählen, wie ein Riese aile Iiraft verliert, ais man seinen
weißen Bart auf dem Amboß zerschlägt (GrnMMS Märchen, Von
einem, der auszog das Fürchten zu lernen.) In SpiELHAGENS
Problem. Naturen heißt es zu Anfang (I, 28, s. ScHREDELSEKER,
S. 26, A. 4): ,,Der Inspektor . .. war ein riesiger Mann, der ...
dem Abergiauben zu huldigen scbien, er werde seine ungeheure
Körperkraft verlieren, wenn er seinen struppigen, schwarzen Bart
scböre." Daher stammt letzten Grundes die Sitte, beim Bart zu
schwören, die weitverbreitet ist. Wie der Muhammedaner beim
Bart des Propheten schwört, so der Grieche mit der Formel
πρός γενείου, πρός γενείάδος. Auch als Bitte werden diese Worte
gern gebraucht (z. B. Soph. EI. 1208; Herond. III, 72 usw.). Die
entsprechende deutsche Formel ist mü' ηιϊη oder w wfr
dirre τπΐτί (GRiMM Wb. I, 1143), die altfranzösische piir /u
7%oie &ar/7e, gni ize^^ mie me^/ee/ pnr ce^ie 7710/e 5ur0e, <?%/ me pe/ζί
men^on/ (GmMM Rechtsaitertümer 898, BoRCHARDT-WusTMANN,
Die sprichwörti. Redensarten, S. 51, Nr. 119.)
Ferner gehört hierher die Sitte, beim Bitten den Bart der
angeflehten Person zu berühren. Als Thetis von ihrem betrübten
Sohne dessen Beschimpfung durch Agamemnon erfahren hat, da
begibt sich die siiberfüßige Göttin zu Zeus, um von ihm Rache
für die Achill zugefügte Schmach zu erbitten. Homer beschreibt
genau ihre Gebärde (A 500ff.):
χκί pcx π&ροίΕ' κυτοΐο ΧίχΕέζετο xcd λοίβε γουνων
σχ<χί.^, 3εξί.τερ^ §' <χρ' υπ' &\Έερεωνος έλοΰσ<χ
λί,σσομένη προσέεί,πε Δί<χ Κρονίωνίχ <χνα.χτ<χ.
Damit vgi. man folgende Stelle der Gudrun, auf die schon BoR-
CHARDT-WusTMANN aaO. 51, Nr. 120 zur Erläuterung der nhd.