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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1915, 10. Abhandlung): Eine etymologische Deutung von griech. Anthropos — Heidelberg, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.34069#0013
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Eine etymologische Deutung von griech. %ν9-ρωπος.

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den Namen der Lango^ar&M. Schließlich muß auch heute noch
ein rechter Soldat einen Bart haben; wenigstens zählt das Kinder-
lied vom ,,kleinen Rekrut" (,,Wer will unter die Soldaten") Stro-
phe3 dieses Kennzeichen auf:
Rn/ den?. Kop/e efnen. ifeJ/n."
Im Kampfe kann aber ein Bart unter Umständen seinem Träger
große Nachteile bringen; daher pflegte man im Norden vor dem
Kampfe den Spitzbart (ge^ur^Ae^) aufzubinden (s. WEiNHOLD
Altn. Leben 183). Aus demselben Grunde soll vor der Schlacht
bei Arbela Alexander seinen Soldaten befoblen haben, sicb den
Bart abzurasieren (Plut. Thes. 5).
Da die Römer in klassischer Zeit glattrasiert waren, so wurde
ihnen &%r^M3 die Bezeichnung fur einen alten Römer von echtem
Schrot und Korn (Cic. pro Sest. 19, pro Cael. 33, pro Mur. 26);
man kann auch an jene Scipionengrabinschrift erinnern, deren
schwerfällige Saturnier eines der ältesten Denkmäler römischer
Geschichte sind:
Unumoif puire prognuiM^ /oriN cir usw.
Schließlich gestatte ich mir noch darauf hinzuweisen, daß in
der altägyptischen Hieroglyphenschrift der Begriff ,,Mann" durch
einen Mann mit einem Barte als dem Klassenzeichen für männ-
liche Wesen dargestellt wird:
2^ gegenüber dem Klassenzeichen weiblicher Wesen.
Diese Ausfübrungen werden genügen, um unsere Wortdeutung
von άνΤρωπος nach der Seite der Bedeutung hin zu stützen; nicht nur
von unserem heutigen Standpunkt, sondern fast noch mehr vom
Standpunkt der alten Zeit, wo die Wortschöpfung erfolgte, ist die
Etymologie von κνΤρωπος als ,,bärtiges, stacheliges Gesicht" im
Gegensatz zu einem ,,AfHcAgeMc/ü" semasiologisch wohl begründet.
Wie steht es aber mit der lautlich-grammatischen Seite
unseres Deutungsversuchs ? Da dient gieich zu seiner Empfehlung,
daß wir uns im Gegensatz zu allen anderen Erklärungen des Wortes
nicht aus dem einzelspracblichen, griechischen Gebiet zu ent-
fernen brauchen. Griech. άνΤερεών ,,Κηη" hat man längst als
,,BartsteIIe", ,,stachelige Stelle" gedeutet (L. MEYER et. Wb. I,
 
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