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Kluge, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1915, 12. Abhandlung): Altdeutsches Sprachgut im Mittellatein: Proben eines Ducangius theodiscus — Heidelberg, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.34071#0016
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F. Kluge: Altdeutsclies Sprachgut im MitteHatein.

Iioc concessum habeant. Si autem in presentia missorum regalium
causae definitae fuerint, pro iamdicta wargida suprascriptos soli-
dos duodecim ipsi pagenses habeant concessos. — Gegenüber
einer verbreiteten, noch von GEFFCKEN Lex Sal. S. 208 vertretenen
Ansicht, daß 'Wolf' (vgl. neuschwed. curg 'Wolf') die Grundbedeu-
tung von (uurgn^ wäre, steht folg. Tatbestand für das Altgerm.
fest: im ältesten Westgerm. zeigt sich frühangls. (8. Jahrh.) wear-
grod'Galgen' Epin. Gl. 409. Das einfache weurgbedeutet AJisse-
täter\ aber niemals 'WoIf' (für das zugehörige Fem. (V?/rgen Beo-
wulf V. 1518 ist die Bedeutung 'WöIfin' nicht erweislich). Aus
dem Asächs. des 9. Jahrhs. vgl. Heliand V. 5170 — Genesis V
319 uwag 'Frevler, Verbrecher' — Heliand V. 5565 wurug^reo
'Galgen, Kreuzh Ebenso im Ahd. des 9. Jahrhs. in den Murbacher
Hymnen 21, 6, 3 des palowes wa^c tyrannum, Muspilli V. 39 der
warch (vom Antichrist gebraucht) und die Glosse tirannus ubiles
warc Ahd. Gh IV 22 a. Auch im Gotischen des 4. Jahrhs. fehlt
eine Bedeutung'Wolf: got. ^uunuwurgWUndankbarer' —' wurgfj5u
'Verdammnis' —- gawarg/afz 'verdammen' —- gmpurgemN 'Ver-
dammung'. Da nun auch die alte Übernabme des Wortes ins
Altslav. (als crugM 'Feind' mit dem Abstraktum cruzfdu 'Feind-
schaft') und ins Finn. (als cnruA' Gen. caUnnm. 'Dieb') nichts von
einer Bedeutung 'Wolf' weiß (vgl. auch apreuß. (vurg^ Ajd. 'schlecht')
kann eine solche Bedeutung nicht ohne weiteres als altgerm. aner-
kannt werden; sonst müßte man bei den vielen altgerm. Eigen-
namen mit H5W (z. B. ZfurfnJ/iLS' und HTd/Aur?) auch altgerm.
Männernamen mit (Eurg finden, die aber vollständig fehlen. Wenn
nun im Altnord. neben curgr 'Geächteter' auch curgr 'Wolf' be-
steht, so ist dies eine geographisch beschränkte Neuerung und
zwar ein Deckname: so ist auch in den pulor Gorp. Bor. II 434
(= FiNNUR JÖNSSON, Skjaldidigting II B S. 670) unter zwei
Dutzend Bezeichnungen für den Woif unser cargr 'Woif' mit ver-
zeichnet. Denn der Wolf erbält nicht imrner, z. B. nicht in den
Zwölfnächten, seine alte erbwörtliche Bezeichnung JFo^/ (zur
Begründung vgh das alte Sprichwort ,,Wenn man den Wolf nennt,
kommt er gerennt"), und so stellen sich jüngere Deckworte ein;
vgh darüber die Nachweise von MEiLLET in seinem Aufsatz ,,Inter-
dictions dans les langues indo-europeennes" (A. J. VENDRYES
zum 3. 7. 1906 gewidmet) und HANS ScHULZ ZfdW. 10, 167.
 
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