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Gerhard, Gustav A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1915, 5. Abhandlung): Der Tod des grossen Pan — Heidelberg, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.34064#0013
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Der Tod des großen Pan.

13

Dieser Sachverhalt hilft uns mit zur Klarheit über zwei
spätere vereinzelte Wendungen, in denen man auf den ersten Blick
einen Einfluß der Pan-Teufels-Theorie annehmen möchte. ich
meine zunächst die von J. GRiMvB verwertete 'RedensartD 'Der
Teufel ist tot; nun kann jeder ungehindert ins Himmelreich
kommen'. Er bezieht sie zwar nicht auf die 'Besiegung des
Teufels im christlichen Sinn' und denkt dabei gar nicht an den
Ausspruch über Pan, wohi aber an eine Verbindung mit den ana-
logen nordeuropäischen Todesmeldungen von Dämonen wie 'Der
Iiönig ist tot!' (s. u.), ein Weg, den nach ihm LiEBRECHT^ noch
weiter verfoigte. Betrachten wir indessen GRiMMS einzige Quehe,
das kuhländische Volksiiedchen:
Sayd loustig, mai Brider:
Dar Taifel ies tuodt,
Dreimm kuomm' mer ai'n Hiemmef,
Diett honn mer kae Nuoth!^,
so zeigt uns schon dessen Überschrift 'Einfall', daß sich's hier gar
nicht um alte tiefere Weisheit, sondern lediglich um eine iustige
improvisation handelt. Der wirkliche deutsche Voiksglaube hält
nach dem Ausweis von Sprichwörtern^ den Tod des Teufeis für
gänzlich undenkbar.
Noch augenfäliiger kiingt scheinbar an die auf den Teufel
gedeutete Panlegende an, was bei GoETHE in 'Wilheim Meisters
Lehrjahren' (11 4) Mignon auf Wilhelms Frage nach ihrem Vater
erwidert und Philine 'wunderlich genug' findet: 'Der große Teufel
ist tot!' E. MAASS^ vermerkt hier wenigstens eine Reminiszenz
an den Dialog des Piutarch. Ich könnte mich von vornherein
schwer entschließen, an mehr als zufällige Übereinstimmung zu
^ J. GRiMM, Deutsche Mythofogie, ^1875, 8. 845, dazu die Nachträge
in Bd. IIP, 1878, 8. 297 u. 129.
- F. LiEBRECHT, Ausg. von 'Des Gervasius von Tilbury Odu i/upermüat
1856 (Anhang), S. 179, Anm. 26.
3 J. G. MEiNERT,'Alte teutsche Volkslieder in der Mundart des Kuh-
ländchens (d. h. der mährischen Umgegend von Fulnek), Wien u. Hamburg
1817, 8. 215. Bei der Wiederholung in den 'Neudrucken zur Erforschung
des deutschen Volksliedes in Mähren und Schlesien' I (Brünn 1909), 8. 144
sind in unserer Strophe zwei Fehler untergelaufen.
4 Vgh z. B. WANDERS Sprichwörter-Lexikon IV, 1876, Sp. 1129,
Nr. 1690 bFcn Dewef äm IFoar erse/ί (Siebenbürg.-sächs.), d. i. nie. S. auch
ebd. Nr. 1382 (Sp. 1118), 1349 (Sp. 1116), 542 (Sp. 1082).
" MAASS a. O. Sp. 1066; DERS.: Goethe und die Antike, 1912, S. 522 f.
 
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