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G. A. Gerhard:
glauben, und endgiltig beseitigt wird wohl der Zweifel durch die
neuentdeckte 'theatralische Sendung' (111 4 S. 156 MAYNc); hier
wird Wilhelmen die Erklärung gegeben, 'daß ein gewisser Springer,
der vor kurzem gestorben und sich den großen Teufel nannte, für
ihren Vater sei gehalten worden'.
Die andere kräftigere Richtung erklärte den totgemeldeten
'großen Pan' für den am Kreuze gestorbenen göttlichen Heiland.
Dabei stand nahezu fest, von wem die Jammertöne arn
Palodes stammten: vom Heer der Teufel, die sich durch Golgatha
gestürzt wußten^. Nicht einhellig dachte man dagegen über die
Person des Rufers von Paxos sowie über den Zweck der seltsam
gefaßten Nachricht an die Menschheit. Einige vermuteten auch
hier wieder einen oder den Teufel und meinten, er habe die heil-
same Botschaft mit Absicht verschleiert, um sie durch irreführende
Täuschung der Welt zu verbergen^. In der Regel jedoch glaubte
man an ein göttliches Wunder, welches den Menschen die segens-
volle Wahrheit vernehmbar kundmaclren sollte, sei es durclr den
dazu von Gott gezwungenen Teufel oder aber einen guten Dämon,
einen Engel. Die Wunderstimme beim Tod des Erlösers im Westen
ließ sich mit jener andern vergleichen, die bei seiner Geburt,
beim Erscheinen des Sterns nach morgenländischer Überlieferung
an die Magier des Ostens erging, wie denn auch die Befragung der
Weisen des Tiberius an das ähnliche Tun des Herodes gemahnte^.
Der eigentümliche Ausdruck 'großer Pan' für Christus be-
durfte der Begründung. Die war unschwer zu finden. Schon
in guter klassischer Zeit hatte die spielerische Deutung des Namens
als Ποίν 'All' zur Annahme eines pantheistischen Allgotts geführt^.
^ Nur RABELAis (s. sp.) spricht von einer ahgemeinen Klage der Schöp-
fung,wiewieder neuestechristiicheAutoren (u.S.19,2. 4); s. auch MAAss u.S.29f.
^ cocem (Ahe /Mcrü Angeü έοηι, s?oe Dae7%07Üs ohcMfnsJ . . A^M77?
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o&sc??7'c?7' Ze sec7*e:: de s??/??^ ei Ze cac/?e7* d?? io??i a??3: ?7?c7'ed??/es, steht neben der
Pangeschichte am Rand in AMYOTs französischer Moralia-Übersetzung (1572),
Pariser Ausg. v. 1606, Bd. I, S. 720.
3 Die beiden letzteren Gesichtspunkte finde ich erst in den später
zu nennenden Schriften von SEPP, der auch die Pilatuslegende (u. S. 22f.)
hereinzieht: 1843, I, S. 43. 165 f.; 1853, III, S. 268. 270 f.; 1864, S. 410.
4 W. H. RoscHER, Pan als Allgott: Festschr. f. J. Overbeck, 1893,
S. 56 ff. und Art. 'Pan' im Mythol. Lex. III, Sp. 1382, 18. Die uns beschäf-
tigende Verwertung der Idee kennt RoscHER nicht.
G. A. Gerhard:
glauben, und endgiltig beseitigt wird wohl der Zweifel durch die
neuentdeckte 'theatralische Sendung' (111 4 S. 156 MAYNc); hier
wird Wilhelmen die Erklärung gegeben, 'daß ein gewisser Springer,
der vor kurzem gestorben und sich den großen Teufel nannte, für
ihren Vater sei gehalten worden'.
Die andere kräftigere Richtung erklärte den totgemeldeten
'großen Pan' für den am Kreuze gestorbenen göttlichen Heiland.
Dabei stand nahezu fest, von wem die Jammertöne arn
Palodes stammten: vom Heer der Teufel, die sich durch Golgatha
gestürzt wußten^. Nicht einhellig dachte man dagegen über die
Person des Rufers von Paxos sowie über den Zweck der seltsam
gefaßten Nachricht an die Menschheit. Einige vermuteten auch
hier wieder einen oder den Teufel und meinten, er habe die heil-
same Botschaft mit Absicht verschleiert, um sie durch irreführende
Täuschung der Welt zu verbergen^. In der Regel jedoch glaubte
man an ein göttliches Wunder, welches den Menschen die segens-
volle Wahrheit vernehmbar kundmaclren sollte, sei es durclr den
dazu von Gott gezwungenen Teufel oder aber einen guten Dämon,
einen Engel. Die Wunderstimme beim Tod des Erlösers im Westen
ließ sich mit jener andern vergleichen, die bei seiner Geburt,
beim Erscheinen des Sterns nach morgenländischer Überlieferung
an die Magier des Ostens erging, wie denn auch die Befragung der
Weisen des Tiberius an das ähnliche Tun des Herodes gemahnte^.
Der eigentümliche Ausdruck 'großer Pan' für Christus be-
durfte der Begründung. Die war unschwer zu finden. Schon
in guter klassischer Zeit hatte die spielerische Deutung des Namens
als Ποίν 'All' zur Annahme eines pantheistischen Allgotts geführt^.
^ Nur RABELAis (s. sp.) spricht von einer ahgemeinen Klage der Schöp-
fung,wiewieder neuestechristiicheAutoren (u.S.19,2. 4); s. auch MAAss u.S.29f.
^ cocem (Ahe /Mcrü Angeü έοηι, s?oe Dae7%07Üs ohcMfnsJ . . A^M77?
ei Due77?077es saepfMs oe7*ii soZe77i ρτΌ/oy???, oe7*&7s ia77?e77. a7775igM7S, Mi /io7?777ies
777Mg7S MC 77?ag7S 777 e/V'OT'eS ?7ldMCM77i.' BoiSSARD (s. Sp.p Ü7'Ü/?Ce de ^Μίί?7?, ρθ??7*
o&sc??7'c?7' Ze sec7*e:: de s??/??^ ei Ze cac/?e7* d?? io??i a??3: ?7?c7'ed??/es, steht neben der
Pangeschichte am Rand in AMYOTs französischer Moralia-Übersetzung (1572),
Pariser Ausg. v. 1606, Bd. I, S. 720.
3 Die beiden letzteren Gesichtspunkte finde ich erst in den später
zu nennenden Schriften von SEPP, der auch die Pilatuslegende (u. S. 22f.)
hereinzieht: 1843, I, S. 43. 165 f.; 1853, III, S. 268. 270 f.; 1864, S. 410.
4 W. H. RoscHER, Pan als Allgott: Festschr. f. J. Overbeck, 1893,
S. 56 ff. und Art. 'Pan' im Mythol. Lex. III, Sp. 1382, 18. Die uns beschäf-
tigende Verwertung der Idee kennt RoscHER nicht.