G. A. Gerhard:
GiLBERT^: er sieht in Pan den 'Dunkelgott, der gleichmäßig in
Woike und Wind sich offenbart', und hält ihn deshaib auch bei
Piutarch für völlig identisch mit dem Whnd, in dessen 'Säuseln'
er 'flüstert', in dessen 'Brausen' er 'tobt', und bei dessen Erlöschen
(wie eben z. B. am Mittag) er 'schhimmertM oder 'stirbt'.
Den ersten Ansatz zu einer vergleichend religionsgeschicht-
iichen Betrachtung des wirklichen Iierns der Legende hatte schon
1697 HERBELOT^ gemacht, indem er den Bericht ais Analogie zu
einer (von ihm aus dem Jahr 1063/64 n. Chr. mitgeteilten) ara-
bischen Dämonenklage um des Oberhaupts Tod anführte: 'Der
große Iiönig der Dschinn ist gestorben: Unglück für dieses Land!'
Mit besfer Aussicht ward dann diese Richtung im letzten
Jahrhundert fortgesetzt durch LiEBRECHT S. 180f. Ausgehend
von der vielerorbs zu treffenden Erscheinung des auf den Winter
ais gestorben beweinten, im Frühling als neuerstanden begrüßten
Vegetat.ionsgottes zog er neben germanischen weitere ägyptische
(Osiris) sowie asiatisch-griechische (Abtis, Adonis) Parallelen heran
und war im Begriff, hier auch dem Pan seine rechte Stehe zu geben,
wenn er erklärte: Le dfen pUnre cemme wori doih d'npre^ TVntnr-
^ne, etre Pan, e^ e^ pni^ne Pan e^ ime coicie^^e dehe
de 7zntnre. Doch an eben diesem Punkt schwenkte er mit einem
Je croG nennnnifn^ gne — ab —- zur Hypothese, Pan sei nur ver-
sehentlich in die Geschichte geraten — statt des hehenisch-
syrischen Adonis-Tammuz.
Hatte LiEBRECHT die Sache aufzuhehen begonnen, so tat
bald darauf MANNHARDT (II, S. 149 u. ö.) das gleiche formell
für den Typus der Todesansage. Wie er in großzügigem Nachweis
den griechischen Pan zu den nordeuropäischen Wildleuten stellte,
zeigte er, daß auch jene Meldung des Todes genau so 'durch alle
deutschen Gaue von Tirol und Bayern bis in die dänisch redenden
i O. GiLBERT, Griech. Götterlehre, 1898, 8. 232; dagegen, ohne
Nennung des Namens, MAASS, Sp. 1075.
^ Mindestens irreführend wirkt es, wenn GRUPPE, Griech. Mythoh u.
Religionsgesch. II, 1906, S. 1391 sagt, daß in der Mittagshitze 'der große
Pan, wie die Griechen sagten, schläftt
^ B. D'HERBELOT, Bibliotheque Orientale II, S. 508 der deutschen
Oktav-Ausgabe von 1787; in der Folio-Uredition von 1697 konnte ich den
Artikel wegen der andersartigen Anordnung nicht finden. — Irrtümlich
spricht er von dem 'was Sueton erzählt, daß in den Zeiten des Tiberius man
in den Wäldern habe rufen hören: 'der große Pan ist tod!'.
GiLBERT^: er sieht in Pan den 'Dunkelgott, der gleichmäßig in
Woike und Wind sich offenbart', und hält ihn deshaib auch bei
Piutarch für völlig identisch mit dem Whnd, in dessen 'Säuseln'
er 'flüstert', in dessen 'Brausen' er 'tobt', und bei dessen Erlöschen
(wie eben z. B. am Mittag) er 'schhimmertM oder 'stirbt'.
Den ersten Ansatz zu einer vergleichend religionsgeschicht-
iichen Betrachtung des wirklichen Iierns der Legende hatte schon
1697 HERBELOT^ gemacht, indem er den Bericht ais Analogie zu
einer (von ihm aus dem Jahr 1063/64 n. Chr. mitgeteilten) ara-
bischen Dämonenklage um des Oberhaupts Tod anführte: 'Der
große Iiönig der Dschinn ist gestorben: Unglück für dieses Land!'
Mit besfer Aussicht ward dann diese Richtung im letzten
Jahrhundert fortgesetzt durch LiEBRECHT S. 180f. Ausgehend
von der vielerorbs zu treffenden Erscheinung des auf den Winter
ais gestorben beweinten, im Frühling als neuerstanden begrüßten
Vegetat.ionsgottes zog er neben germanischen weitere ägyptische
(Osiris) sowie asiatisch-griechische (Abtis, Adonis) Parallelen heran
und war im Begriff, hier auch dem Pan seine rechte Stehe zu geben,
wenn er erklärte: Le dfen pUnre cemme wori doih d'npre^ TVntnr-
^ne, etre Pan, e^ e^ pni^ne Pan e^ ime coicie^^e dehe
de 7zntnre. Doch an eben diesem Punkt schwenkte er mit einem
Je croG nennnnifn^ gne — ab —- zur Hypothese, Pan sei nur ver-
sehentlich in die Geschichte geraten — statt des hehenisch-
syrischen Adonis-Tammuz.
Hatte LiEBRECHT die Sache aufzuhehen begonnen, so tat
bald darauf MANNHARDT (II, S. 149 u. ö.) das gleiche formell
für den Typus der Todesansage. Wie er in großzügigem Nachweis
den griechischen Pan zu den nordeuropäischen Wildleuten stellte,
zeigte er, daß auch jene Meldung des Todes genau so 'durch alle
deutschen Gaue von Tirol und Bayern bis in die dänisch redenden
i O. GiLBERT, Griech. Götterlehre, 1898, 8. 232; dagegen, ohne
Nennung des Namens, MAASS, Sp. 1075.
^ Mindestens irreführend wirkt es, wenn GRUPPE, Griech. Mythoh u.
Religionsgesch. II, 1906, S. 1391 sagt, daß in der Mittagshitze 'der große
Pan, wie die Griechen sagten, schläftt
^ B. D'HERBELOT, Bibliotheque Orientale II, S. 508 der deutschen
Oktav-Ausgabe von 1787; in der Folio-Uredition von 1697 konnte ich den
Artikel wegen der andersartigen Anordnung nicht finden. — Irrtümlich
spricht er von dem 'was Sueton erzählt, daß in den Zeiten des Tiberius man
in den Wäldern habe rufen hören: 'der große Pan ist tod!'.