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G. A. Gerhard:
lich dem mit jenem Spitznamen belegten Thronbewerber Herzog
Herrmann von Lothringen nachrieH. So heißt es auf Amrum
bei den auf dem Feld über den Tod ihres Königs klagenden Unter-
irdischen, die jemand belauschte: 'Pilatje as duadW, oder
anderwärts (BüscmNG a. 0.): 'Urban ist tot!', was GRiMM unter
Hinweis auch auf Urian, UrteufeH mit dem 'Urhans sei gstärba'
der vorarlbergischen Fanggen^ verglich. Entsprechend geht es
bei der Zwergenmutter. In Oldenburg haben aus dem Osenberge
der Erdmännchen die Wirtsleute im Sandkrug in der Nacht eine
plötzliche (wie von einem Boten rührende) Stimme vernommen:
Wehkemöme (= Viehmuhme^, die Zwergkönigin) is dod!', und
dann ist (wie am Palodes) lautes Klagen vieler Stimmen gefolgU.
Die Oberlausitzer Querxe (BüscHiNG a. 0.) sitzen gerade im
Zimmer einer Wöchnerin mit deren Erlaubnis beim festlichen
Mahle, als jählings ein neues Querxlein hereingestürzt kommt und
tieferschüttert ausruft:
O große Noth, o große Noth!
Die alte Mutter Pump' ist todt!,
worauf die Gäste schleunigst die Flucht nehmen und der zunächst
noch bleibende 'Geprängmeister' der Frau die Aufklärung gibt,
'daß der plötzliche Tod der Ahnfrau ihres Stammes sie in Schreck
und große Betrübnis versetzt habe und daß sie nun sehr unglück-
lich werden könnten'.
Hier gewinnen wir gleich die Einsicht, claß der Tod des Vor-
standes auch das ganze Volk in einc große, zunächst nur unklar
angedeutete Gefahr bringt, wie auch bei den Unterirdischen in
^ Bruder GRiMM, Deutsche Sagen Nr. 484 (T905, S. 362) 'Der Knob-
lauchskönig', entnommen der *Thüringischen Ghronik von J. BANGE (S. 49 f.).
— Jene falsche Auffassung nicht nur bei SiMROCK, sondern trotz der von
LiEBRECHT (o. S. 29, 1) zu LTnrecht bestrittenen Richtigstellung MANNHARDTS
(I, S. 93 Anm.) noch jetzt bei P. HERRMANN, Deutsche Mythologie, H906,
S. 127.
2 K. MüLLENHOFF, Sagen, Märchen und Lieder der Herzogtümer
SchlesAvig-Holstein und Lauenburg, 1845, S. 292 (zu Nr 399).
^ Gegen die gleichzeitige Heranziehung des Spruches 'Der Teufel ist
tot!' o. S. 13.
4 F. J. VoNBUN, Die Sagen Vorarlbergs, 21889, S. 53, Nr. 7d.
5 'Die Mäume ist todt!' auch von der mit dem Amtmann auf der
Schaumburg buhlenden Zwergmutter (Mäumken): *K. LvN(c)KER, Deutsche
Sagen . . aus Hessen-Cassel 1854 (55, 88); vgl. MANNHARDT, I, S. 92, 1.
s *L. SiRACKERjAN, Aberglaube und Sagen aus Oldenburg, 1867 (I,
S. 402, § 257 f.); vgl. MANNHARDT II, S. 345.
G. A. Gerhard:
lich dem mit jenem Spitznamen belegten Thronbewerber Herzog
Herrmann von Lothringen nachrieH. So heißt es auf Amrum
bei den auf dem Feld über den Tod ihres Königs klagenden Unter-
irdischen, die jemand belauschte: 'Pilatje as duadW, oder
anderwärts (BüscmNG a. 0.): 'Urban ist tot!', was GRiMM unter
Hinweis auch auf Urian, UrteufeH mit dem 'Urhans sei gstärba'
der vorarlbergischen Fanggen^ verglich. Entsprechend geht es
bei der Zwergenmutter. In Oldenburg haben aus dem Osenberge
der Erdmännchen die Wirtsleute im Sandkrug in der Nacht eine
plötzliche (wie von einem Boten rührende) Stimme vernommen:
Wehkemöme (= Viehmuhme^, die Zwergkönigin) is dod!', und
dann ist (wie am Palodes) lautes Klagen vieler Stimmen gefolgU.
Die Oberlausitzer Querxe (BüscHiNG a. 0.) sitzen gerade im
Zimmer einer Wöchnerin mit deren Erlaubnis beim festlichen
Mahle, als jählings ein neues Querxlein hereingestürzt kommt und
tieferschüttert ausruft:
O große Noth, o große Noth!
Die alte Mutter Pump' ist todt!,
worauf die Gäste schleunigst die Flucht nehmen und der zunächst
noch bleibende 'Geprängmeister' der Frau die Aufklärung gibt,
'daß der plötzliche Tod der Ahnfrau ihres Stammes sie in Schreck
und große Betrübnis versetzt habe und daß sie nun sehr unglück-
lich werden könnten'.
Hier gewinnen wir gleich die Einsicht, claß der Tod des Vor-
standes auch das ganze Volk in einc große, zunächst nur unklar
angedeutete Gefahr bringt, wie auch bei den Unterirdischen in
^ Bruder GRiMM, Deutsche Sagen Nr. 484 (T905, S. 362) 'Der Knob-
lauchskönig', entnommen der *Thüringischen Ghronik von J. BANGE (S. 49 f.).
— Jene falsche Auffassung nicht nur bei SiMROCK, sondern trotz der von
LiEBRECHT (o. S. 29, 1) zu LTnrecht bestrittenen Richtigstellung MANNHARDTS
(I, S. 93 Anm.) noch jetzt bei P. HERRMANN, Deutsche Mythologie, H906,
S. 127.
2 K. MüLLENHOFF, Sagen, Märchen und Lieder der Herzogtümer
SchlesAvig-Holstein und Lauenburg, 1845, S. 292 (zu Nr 399).
^ Gegen die gleichzeitige Heranziehung des Spruches 'Der Teufel ist
tot!' o. S. 13.
4 F. J. VoNBUN, Die Sagen Vorarlbergs, 21889, S. 53, Nr. 7d.
5 'Die Mäume ist todt!' auch von der mit dem Amtmann auf der
Schaumburg buhlenden Zwergmutter (Mäumken): *K. LvN(c)KER, Deutsche
Sagen . . aus Hessen-Cassel 1854 (55, 88); vgl. MANNHARDT, I, S. 92, 1.
s *L. SiRACKERjAN, Aberglaube und Sagen aus Oldenburg, 1867 (I,
S. 402, § 257 f.); vgl. MANNHARDT II, S. 345.