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Gerhard, Gustav A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1915, 5. Abhandlung): Der Tod des grossen Pan — Heidelberg, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.34064#0044
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G. A. Gerhard:

man anführen: Churri-Murri: Ghussi-Mussi\ Find: Kind^, Hü-
bel: HabeP, Alao: Mamao, Tarandina: Tarandone^, \mr allem
aber die unschätzbare dänische Erzählung von Atfod und Vatfod.
Schon das bisher Gesagte läßt uns vermuten, daß im Grund
der (jetzt dem Tod verfahende) Vegetationsgeist seibst in Gestalt
eines gleichartigen Ablegers unter dem Dach des Menschen weifend
vorausgesetzt wird. Es ist der ahgemeines Gedeihen bedingende
Segen der Ernte, auf weichen das Einzelhaus Anspruch erhebt.
Wir finden da die nämliche primitive Anschauung wieder, nach
der auch im Frühiing der 'Sommertags'-Umzug in alien Häusern
des Dorfes der Reihe nach einkehren mußF Unser Schluß wird
nun durch die von MANNHARDT (II S. 172) abgedruckte Über-
iieferung aus Aistrupsogn glänzend bestätigt. 'Husbuk' (Haus-
bock) heißt hier der bocksgestaltige Dämon des Iiorns, 4\Tlcher,
aufs beste gepflegt, dem Hofe Glück und Geldsegen bescherte.
'Eines Abends' aber, 'als der Mann über einen Bach heimkehrte,
trat ein kleines Männlein an ihn heran und sagte: 'Sage doch
Atfod, wenn du heimkommst, daß Vatfod todt ist'. AIs der Mann
das zu Hause erzählte, erhob sich der Husbuk, rief aus: 'lst Vatfod
todt, so muß ich heim. Lebt wol, habl niemals Mangel!' und
verschwand!
Der Abzug des Hausgeists droht zunächst auch dem ihm ver-
dankten Wohlstand ein Ende zu machen. Alehrfach, wie bei der
^ Chüetriber, säg dem Churri-Murri, 's Chussi-Mussi sei gstorba' (Uri).
— 'Pizzi und Pazzi sind gestorben' heißt es in Lichtenstein: HENNE-An
RHYN 8. 140.
R'So grüße Find, die kleine Kind (Finds Gattin oder Braut) sei totd'
ruft es dem Mann aus Oxenvad nach, der durch einen Wurf mit seinem Taschen-
messer einen von den im Tingberg tanzenden Bergleuten getötet, und dem
dann zu Hause sein elbischer Dienstknecht, bevor er verschwindet, ein Brot-
messer in die Brust stößt: s. S. 46.
3 Den ackernden Bauer am Dittersberg bittet ein Lausitzer Zwerg
bei ΗΑυρτ S. 216, 'es Hübel (einem weiblichen Zwerge) zu sagen, daß Habel
(ein männlicher Zwergj gestorben sei'. AIs er dann daheim beim Mittagessen
den 4'orfall erzählt, kommt ein bisher nie bemerktes Weiblein aus einem Win-
kel der Stube zum Vorschein, um alsbald wieder wehklagend für irnrner zu
verschwinden.
4 Die Belege o. S. 41, 1. Die Botschaft lautet das eine Mal indirekt:
'sag der Mao, daß Mamao gestorben sei!' und das andere Mal direkt: 'Komrn,
Tarandina, denn der Tarandone (ihr 4^ater) liegt auf der Bahre!'
^ ALBRECHT DiETERicH, Sommertag: Archiv für Religionswissensch.
VIII, 1905, Beiheft (fiir H. UsENER), S. 84 ff. u. ö. = Kleine Schriften, 1911,
S. 326 ff.
 
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