Metadaten

Gerhard, Gustav A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1915, 5. Abhandlung): Der Tod des grossen Pan — Heidelberg, 1915

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34064#0046
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
46

G. A. Gerhard:

Yatersi oder seiner MutteU oder von Geschwistern (o. S. 42, 2) oder
seines Gatten (o. S. 42, 2; 44, 2) odereines Kindes^gerufenundtrat
wohl unter Umständen als Erbe und Nachfolger des Verstorbenen
Amt an. So heißt es von der Fanggendienstmagd Stuza-Mutza, sie
habe nach der Heimholung das Geschäft ihrer Mutter Hoachrinta,
Hvinder stehlen und fressenunddergleichen', fleißigweitergetrieben
(s.Anm. 2). Soerwidertdie KatzebeiMANNHARDT I S. 93 Anm. die
Todesmeidung mit dem Ausruf: 'So bin ich König der Katzen!' Einer
falschen Verallgemeinerung dieses Gesichtspunkts machte sich
SiMROCK schuldig. Den Todesfah ließ man gelegentlich, wie bei
den 'verwünschten Kindern' in TiroU im Afenschenhaus selber
erfolgen. Zuweilen sollte den Dämon ein Mensch, wie der Oxen-
vader Mann einen Zwerg (o. S. 44, 2) oder der bayrische Knecht eine
melkende ElbirE oder der böhmische Bauer seinen alten Kater^
umgebracht haben und dafur meist gebtihrende Strafe erleiden.
Sogar die Trauer findet nicht immer mehr das rechte Verständnis.
Als das Tiroier Salgfräulein, gefolgt von dem wilden Manne, der
ihm die Botschaft gebracht hat, verschwindet und bald darauf
'ein furchtbares Wimmern und Heuien' ertönt, so glaubt man,

^ 'hoß, hoß, auf dem schneeweißen roß, sag zu der Hanne, ihr vater
sei gestorben!' tautet z. B. der Auftrag an den Bauern für seine dienende
Norggin: I. u. J. ZiNGERLE, WoLFS Zeitschr. I, S. 462, Nr. 3. Vgl. auch
o. S. 44, 4 und MANNHARDT I, S. 111.
2 'D'Muota, d'Muota!' jammert z. B. die Stuza-Mutza, ais ihr der
Fiieser Bauer den Tod der Hoachrinta meldet: ALPENBURG a. O. S. 67,
Nr. 5. Vgl. auch u. S. 47, 1.
s Vgl. o. S. 41, 6, ferner die schwäbischen Ei'dweiblein oder Aveißen
Fräulein in der Spinnstube (E. MEiER, Deutsche Sagen, Sit.ten und Gebräuche
aus Schwaben, 1852, S. 20, Nr. 11), deren eins auf die Meldung: 'Oh weh,
oh weh, Der Heuchelberg brennt!' erwidert: 'Oh weh, oh weh, meine armen
Kind!' — 'mat tochtar is gstorbn!' ruft das TirolerWichtiweibl, als es durch
den Bauer den Tod der 'rauchen Rintn' erfahren: PANZER II, S.197, Nr. 340.
* I. und J. ZiNGERLE, S. 461, Nr. 1, wo die Botschaft lautet: 'Posch
mit dei'm krummen roß, sag meinem bruder Dschedrawee, der Kabeskopf
sei gestorben!'
^ * *A. ScHÖppNER, Sagenbuch der baii'ischenLandell (1874), 26, vgl.
WoLFS Beiträge II, S. 280. Der Mörder wird wahnsinnig und sttirzt sich in
den See, nachdenr er eine Stimme vernommen: 'alle neun reiche auf! elbe
ist todt!'
^ VERNALEKEN a. O. Dem Schuldigen erscheint. das getötete Tier irn
Wald 'in Gestalt eines großen Mannes mit breitkrämpigem Ilute und langem
Stabe. Seit dem scheuet man sich die Katzen zu quälen'.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften