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Gerhard, Gustav A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1915, 5. Abhandlung): Der Tod des grossen Pan — Heidelberg, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.34064#0047
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Der Tod des großen Pan.

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der wilde Mann habe das Fräulein zerrissenh Es kommt vor,
daß die Empfängerin der schlimmen Nachricht gar nicht mehr
weint, sondern facht (VoNBUN, S. 52f., Nr. 7bd). Έίη groß ge-
lechter uf eim baum' hörte auch der nachts durch den Wald
reitende Edelmann der Zimmerischen Chronik (o. S. 7, 2), und zur
Begründung sagte der eine unsichtbare Geist zu dem andern:
'solt ich nit lachen, seitmals des bischofs von Brixen katzen die
schwiger gestorben?'. — Der sterbende Dämon erschicn also
schheßhch ganz wie ein Mensch. Da wird es uns nicht wundern,
wenn nun einmal auch umgekehrtZ die Totenklage, statt um den
Dämon, um einen früheren Menschen angestimmt wird. Ich
denke an den als gespenstischer Wolf spukenden Robert den Teufel,
dem seine scheuen Gesellen nachschreien: /?o^er/
e^/ meuW (o. S. 36,14).
Die Analyse der germanischen Todesansage-Geschichten mit
ihrer zunächst so \mrwirrenden Buntheit hat uns bis zu den letzten
entarteten Formen des Typus geführt. Unser näheres Ziel war
schon vorher erreicht. Wir verstehen jetzt die Legende vom Tod
des großen Pan vollkommen.
Was fürs erste den Gott selber betrifft, so bestätigt sich zwin-
gend das Ergehnis MANNHARDTs^, der ihn nach seinem ursprüng-
lichen Wesen als (bockgestaltigen) Dämon des tierischen und pflanz-
i I. V. ZiNGERLE, Sagen aus TiroJ: WoLFS Zeitschr. II, 1855, S. 60,
Nr. 16. Die Meldung hat hier den seltsamen Wortlaut: 'Stutza-Mutza! du
sollst heimgehen; der Mon-Jochtroger (angeblich das Oberhaupt der Wild-
männer) hat gesagt, deine Mutter sei gestorben!'
^ Wie Dämonen ihrerseits an menschlichen Todesfällen teilnehmen,
zeigt ein Bericht aus der Nähe von Fulda, WoLFs Beitr. II, S. 277 f.: 'wenn
in der nähe von Fulda jemand sterben sollte, dann kam eins aus 'der wilden
Frauen loch' heraus und zeigte sich wehklagend in der Nähe des sterbhauses.'
— Daß von hier aus auch auf die bisher so rätselhaften Beziehungen von
Silenen zu Grabhügeln, wie sie uns bildliche Darstellungen zeigen (vgl. KuH-
NERT in RoscHERS Lex. IV, Sp. 469, 65), ein Licht fallen könnte, läßt sich
hier nur andeuten.
3 Von den meisten Forschern, auch vonRoscHER in seinem sorgfäl-
tigen Pan-Artikel, mißachtet, anerkannt nur von wenigen wie O. ÜRUSius,
Lit. Gentralbl. 1892, Sp. 61 f. und E. E. SiKEs in der Rez. von V. BERARD,
Essen' & Afei/ioife eir De rO/ügu'ne i/e$ Cu/7es Arcac//en.s
(Par. 1894): The Classical Review IX, 1895, S. 70: t/ äicnnr/M7'& noi
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