Metadaten

Saxl, Fritz [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1915, 6.7. Abhandlung): Verzeichnis astrologischer und mythologischer illustrierter Handschriften des lateinischen Mittelalters: [1] In römischen Bibliotheken — Heidelberg, 1915

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34065#0005
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Einführung.

Man pflegt das Problem der Auseinandersetzung des nach-
karolingischen Mittelalters mit dem bildnerischen Erhe der Antike
meist so zu untersuchen, daß man nach stiiistischen Beziehungen
zwischen Kunstwerken der heiden Epochen forscht. Und gewiß
ist etwa die auf diesem Wege gewonnene Erkenntnis der von
DvoRÄK in seinen Vorlesungen dargelegten Formen-Entwicklung,
welche von der Aja Sofia zu S. Vitaie in Ravenna, zur Markus-
kirche in Venedig, S. Ambrogio in Mailand und endlich zu
St. Front in Perigueux ftthrt, von außerordentlicher Bedeutung. Daß
aber eine derartige Methode, die die immanente Entwickiung der
Stilformen voraussetzt und die gegenwärtig erreichte Kunst
ais das Endziel aller Kunstentwicklung und das bis dahin Ge-
schehene als Stationen auf dem MVg zu diesem Endziel betrachtet,
gerade unserem Problem gegenüber allein nicht ausreichen kann,
ist einleuchtend. Denn bekanntlich ist dem mittelalterlichen
Menschen gerade die formale Seite des Kunstwerkes merkwürdig
unwichtig. Wir müssen dieses Prohlem nicht bloß unter dem Ge-
sichtspunkt der Evolution der Form betrachten, sondern auch
unter jenem spezifisch mittelafterhchen Gesichtspunkt, der den
Darstehungsinhalt als das Wichtigste auffaßt, um zu einem nicht
nur einseitigen Verständnis der Rolle des antiken Bildwerkes im
mittelalterkchen Geistesleben zu gelangen. Die Methode hiefür
ist alt und herüchtigt: ich meine die Ikonographie.
Ein Katalog mittelalterlicher astrologischer und mytho-
graphischer Darstellungen schien dem Verfasser zur Klärung der Pro-
bleme erwünscht. War doch die Ikonographie dieser Darstellungen
noch so gut wie unerforscht. Alles was auf diesem Gebiet hisher
geleistet wurde, vor allem von WARBURG, beschränkt sich not-
wendigerweise auf einen verhältnismäßig geringen Ausschnitt
des vorhandenen Materials. Man kann sagen: vor WARBURG war
das Problem kaum gestellt, durch seine Arheit wurden Einzelfragen
restlos beantwortet, ich denke vor allem an das Schifanoja-Rätsel,
aber der ganze große Komplex der übrigen Probleme ist noch
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften