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Schubert, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 1. Abhandlung): Die sogenannten Slavenapostel Constantin und Methodius: ein grundlegendes Kapitel aus den Beziehungen Deutschlands zum Südosten — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34072#0039
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Die sogen. Slavenapostel Qonstantin und Methodius.

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in jener Form, die in Pannonien festgestellt wurde, verkündet
vonCattaro bis zumEismeer ', und jAGicP ,,So gewaitig ist der
Unterschied zwischen der einstigen längst zu Grunde gegangenen
Leistung des Ulfilas und dem Werke eines Cyrih und Method,
daß heute von mehr als hundert Mihionen die Ergüsse der reh-
giösen Gefühie in der von ihnen begründeten Form von Gebeten
und kirchlichen Gesängen zum Himmei ertönen". Ehedem für
die Bulgaren ein Mittel der Nationalisierung, ist sie heute ein Eini-
gungsband zwischen den einzelnen verfassungsmäßig getrennten
Nationalkirchen von Montenegro und Serbien, Bulgarien und
Rußland. In ihrer Gesamtheit aber sind diese Kirchen ganz wesent-
lich durch diese Entwickiung von der westiichen, lateinischen
Kultur abgeschlossen worden.
Das besagt, daß umgekehrt der abendiändische Katholizis-
mus nur ungefähr bis Beigrad reicht. Indem Rom die griechi-
schen Slavenapostel an sich und damit ans Abendland heranzog
und in der Sprachenfrage eine unsichere Haitung einnahm, wollte
es eine Brücke bauen, auf der sein Einfluß in den Osten wandern
könnte. Tatsächiichhates dadurch den siavischenOstenverselbst-
ständigt und sich seibst eine dauernde Schranke gesetzt^. Daß diese
Grenze dennoch ziemlich weit im Osten gezogen wurde und ein
Teii der Südsiaven im Verbande des abendiändischen Kultus und
der abendländischen Kultur verblieb, das verdankte man weniger
allmählich wachsender Einsicht in Rom, wohin die Reise gehe,
als politischen Ereignissen wie der Magyareneinwanderung, nament-
lich aber der Wachsamkeit Ludwigs des Deutschen und der Ener-
gie der bayerischen Bischöfe, die in entscheidender Stunde den
durch Byzanz und Rom gestützten Slavismus abdrängten und
zurückdämmten. Das aus den karolingischen Südostmarken
herausentwickelte Österreich hat die Kulturmission donauabwärts
festgehalten, die damals zuerst deutlich heraustrat, als man Pan-
nonien nicht dem griechischen Sendling eines falsch beratenen
Papstes überlassen wollte.
Die Dinge sind heute denen vor 1000 Jahren nicht unähnlich,
nur daß man statt des griechischen Reiches das russische einsetzen
muß: zwischen ihm und dem deutsch-österreichisch-ungarischen
^ Denkschr. d. Wiener Ak. XLVII, S. 2.
2 Übertreibend BRÜcnNER S. 1: ,,Katholizismus und Papsttum sind
durch die beiden Griechen nachhaltiger geschädigt als durch die Reformation;
die Slavenwelt hlieb endgültig gespalten."
 
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