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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0010
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10

L. TROJE:

traube vergleicht, der Weinstock ais Baum der Erkenntnis des
Guten und Bösen in der Apokalyptik und in der Haggada vielfach
voK. Ihn auch in der christiichen Kunst anzut-reffen, kann nicht
hefremden, denn die jüdischen Apokalypsen waren in den Christen-
gemeinden der ersten Jahrhunderte außerordentlich verbreitet und
heliebt, wie schon ihre vielfache Christianisierung beweist.
Jedenfalls liegen also dem Bilde in E1 Bagauät sehr alte, vom
Kanon abweichende, Anschauungen zugrunde, die in der volks-
tümlichen Tradition lebendig waren. Als namentlich bemerkens-
wert möchte ich hervorheben, daß
1. Adam und Eva noch nicht in Beziehung zum Baum der
Erkenntnis gesetzt sind, der sich ihnen im Rücken am Ende
des Gartens befindet;
2. die Schlange als nicht zugehörig zu clen Tieren des Para-
dieses von außen kommend gedacht ist;
3. Eva als Ζωή bezeichnet ist.
Wir sind zunächst berechtigt, da durch das Erscheinen der
Schlange an der Mauer die Beziehung zur Adamlegende als ge-
sichert gelten kann, die Erklärung aller Eigentümlichkeiten des
Bildes von der gleichen apokryphen Quelle zu erwarten, ja noch
mehr, auch die Ergänzung alles dessen, was das Bild uns schuldig
bleibt. Gehört dieses in einen bestimmten literarischen Zusam-
8. z. B. die Debatte über den Baurn der Weisheit Berachot 40 a, bei
welcher R. Meir den Weinstock gegen Feigenbaum und Weizen vertritt
(L. GiNZBERG, Diä TLaggacia. Jen ^TrcAeneäieru M7ic/ in der apo/c7'yp/?C77
TüeraiMi', äioiiaisscAriR /hr c//c GescAic/Ue c/es JucieniMiMs 1899/1900 S. 122).
Auch die Apokalypse Abrahams (ed. N. BoNWETSCH, YiMc//e7i zur GescAi'c/zle
c/er FAeo/og/e 1898, c. 23) geht von dieser Yorstellung aus: ,,die Frucht des
Baumes war wie das Aussehen einer Traube des Weinstocks" und ,,sie (Adam
und Eva) hatten die Traube des Baumes in Händen". Der immerhin schwan-
kenden jüdischen Auffassung gegenüber — bei R. Nechemia und R. Jose
(J. DREYFuss, Ac/cwc Mnc/ Poci MMc/i Ü.M//c!ssMMg' c/cs Τί/c/rasc/i, Dissertation
1894 8. 24) findet sich z. B. auch der Feigenbaum — scheint sich das frühe
Ghristentum definitiv für den Feigenbaum als Baum der Erkenntnis ent-
schieden zu haben. Im Testament Adams (ed. E. RENAN p. 456) gibt Adam
seinern Sohne 8eth ausdrücklich auf dessen Frage, von welcher Frucht er
gegessen habe, die Auskunft: es war ein Feigenbaum, mein Sohn. λΑ'Ι. den
altchristlichen Sarkophag GARucci, &07'/a c/c//' cn-ie c7-/si/ci7cci V 382, 3, auf
dem die zwischen Adam und Eva befindliche Schlange deutlich eine Feige
im Maul trägt. Auch der Baum in der Sündenfaliszene auf dem Sarkophag
des Junius Bassus in den Grotten von 8t. Peter ist als Feigenbaum zu er-
kennen.
 
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