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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0013
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AAAMundZQH.

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koptischen Diakons Apa Pschoi im Louvre^, das aus dem 7. Jahr-
hundert stammt (wenn auch dem Text- nach auf aherälteste Heiligen-
litaneien zurückgehend^), werden zwischen Michael, Gabriel, Maria
und den Patriarchen, Propheten, Aposteln und Märtyrern Adam
und Eva als Heilige angerufen^.
Wie kommt Adam zu dieser hohen Bewertung, für die sich
demnach am Anfang und Ende eines Zeitraums \mn nahezu 1000
Jahren Zeugnisse erbringen lassen, die sogar Anspruch auf autori-
tative Geltung erheben ? Die volkstümliche Tradition ist es, die
hier auf auffaliend weitem Gebiet und in auffailend hohem Grade
der eigentlichen Lehrtradition Konkurrenz macht; aber eine be-
friedigende Lösung der Frage werden wir von ihren naiven Doku-
menten, nämlich der Adamlegende, nur erwarten können, wenn
wir versuchen, diese von vornherein im Zusammenhang mit den
ahgemeinen religiösen Strömungen der Zeit zu sehen, und von hier
aus der Tendenz gerecht werden, die sich mit einem ganz bestimm-
ten Interesse der Auffassung Adams bemächtigen mußte. Eine
wenn auch nur ganz summarische Berücksichtigung des allgemeinen
religiösen Zeitcharakters ist daher zur Präzisierung des Themas
unerläßlich.
Die Entstehung und Hauptentwicklung der Adamlegende
fällt in die Periode des Hellenismus. Es sind die dem treuen Ver-
ehrer griechischer Antike so peinlichen Jahrhunderte des abwel-
kenden Wirklichkeitssinnes, wo sich im Übergang zu neuen An-
schauungsformen alle Grenzen politischen wie geistigen Eigentums
verwischen; wo jeder altehrwürdige nationale Gott, jeder urwüch-
sige mythische Heros durch die Angleichung an oberflächlich ent-
sprechende. Gestalten fremdester Volksphantasie seine Sonder-
art verliert, wo jede Sage eine Neudeutung erhält, jede Sitte einen
fremden Stempel, jede Überzeugung eine Umbiegung erfährt und
wo so manches prägnante Wort in seiner Bedeutung zu schillern
beginnt bis zur vollkommenen Umwandlung seines ursprünglichen
^ K. M. KAUFMANN, CA/äsiücAe H^'cAöoZogie^ § 252 (S. 696).
2 K. M. KAUFMANN S. 695.
s Auch der Kalender führt Adam noch als Heiligen am 24. Dezember;
vgl. ferner SrADLERs Reiü'ge^c^ean'AoTT. S. 28. — In der Kiosterkirche von
Kaigariani am Hymettos bei Athen trägt der als κγιος bezeichnete Adam
den Heiligenschein (DiDRON, iconograpAie cA7-ene7777e 1843 p. 50). Der älteste
bekannte Prophetenkatalog bei Glemens v. Alexandria (^ί7-07κ. I 135,3)
beginnt mit Adam. — Für den alierdings nicht bedeutenden Adamkult s.
LECLERCQ in CABROL, D7Cn07777CH7'e ^e fÜT'cAeo^Ogie c/77'en'e777'7e 1 p. 512.
 
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