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L. TROJE:
Sinns. Die Feststellung der Metamorphose muß daher sehr oft
den Anfang machen, will man eine Erscheinung, einen Begriff des
Hellenismus sondieren. Schwer ist es, dem Gedankenchaos die-
ser Übergangszeit gerecht zu werden, ohne ,,SchlüsseF' steht man
ihrer ,,Weisheit" nur zu oft ratlos gegenüber. Aber bei dem Massen-
austausch des gesamten Kudturbesitzes zwischen Orient und
Okzident, wie er seit Alexander dem Großen in den Diadochen-
reichen stattfand, sind in dem unsäglich komplizierten Prozeß
einer Umwertung aller Werte vielfach doch bestimmte Leitmotive
maßgebend gewesen. Letzten Endes lassen sich die verwirrend
mannigfalt.igen Umbildungen dieser Zeit auf wenige treibende
Grundfaktoren eines neuen Gesamtwillens^ zurückführen, bei des-
sen Ursprungsbestimmung man sich schließlich mit dem Rassen-
problem auseinanderzusetzen haben würde.
Es sind in bezug auf die uns beschäftigende Frage nament-
lich zwei Bestrebungen, die dem Hellenismus am Herzen liegen.
Einmal sucht er, auf Grund aller Art religiöser Offenbarung und
philosophischer sowie naturwissenschaftlicher Behauptungen, mit
der Hartnäckigkeit, mit der das Mittelalter nach dem Stein der
Weisen gesucht hat, sich ein einheitliches Weltbild zu schaffen.
Naturlehre und Geschichte, Religion und Philosophie, die ganze
Welteinrichtung und Weltentwicklung wollte man im Zusammen-
hang begreifen, für den ganzen Bestand von Glauben, Wissen und
Erfahrung, den man wahllos zusammentrug aus den verschieden-
sten Kulturen, gewissermaßen die ätiologische Gesamterklärung
finden. In ein künstlich konstruiertes kosmographisches Welt-
bild^ t.rug man die Daten der Überlieferung und der Spekulation
^ In seinenÄußerungen steht dieser Gesamtwiiie durchwegim Gegensatz
zu einer an der Wirklichkeit orientierten resp. naturgemäßen Kultur. So er-
strebt er im Staatswesen statt der festgewachsenen natürlichen kleinen
Voiksverbände die von außen aufgezwungene iose Vöikervereinigung im gigan-
tischen Weitreich, auf dem Gebiet der bildenden Kunst statt derlebendigen
Wiedergabe der geschauten, durchfühlten Form die konstruierte iiiusionisti-
sche Dekoration der Fläche, und in der Religion statt des auf dem Prinzip
des do ut des beruhenden, nach Sache und Zweck aufs Diesseits gerichteten
Kultlebens die Einstellung auf ein imaginäres Jenseits mit allen weltentfrem-
denden Folgerungen.
^ Schon das der Darstellung in E1 Bagauät wohl noch zugrunde liegende
alttestamentliche Weltbild mit dem auf Erden gelegenen Paradies, entspre-
chend etwa den Klementinischen ReAogviümnen (1,27: et ita totius mundi
machinam cum una domus esset, in duas dividit regiones. Divisionis autern
L. TROJE:
Sinns. Die Feststellung der Metamorphose muß daher sehr oft
den Anfang machen, will man eine Erscheinung, einen Begriff des
Hellenismus sondieren. Schwer ist es, dem Gedankenchaos die-
ser Übergangszeit gerecht zu werden, ohne ,,SchlüsseF' steht man
ihrer ,,Weisheit" nur zu oft ratlos gegenüber. Aber bei dem Massen-
austausch des gesamten Kudturbesitzes zwischen Orient und
Okzident, wie er seit Alexander dem Großen in den Diadochen-
reichen stattfand, sind in dem unsäglich komplizierten Prozeß
einer Umwertung aller Werte vielfach doch bestimmte Leitmotive
maßgebend gewesen. Letzten Endes lassen sich die verwirrend
mannigfalt.igen Umbildungen dieser Zeit auf wenige treibende
Grundfaktoren eines neuen Gesamtwillens^ zurückführen, bei des-
sen Ursprungsbestimmung man sich schließlich mit dem Rassen-
problem auseinanderzusetzen haben würde.
Es sind in bezug auf die uns beschäftigende Frage nament-
lich zwei Bestrebungen, die dem Hellenismus am Herzen liegen.
Einmal sucht er, auf Grund aller Art religiöser Offenbarung und
philosophischer sowie naturwissenschaftlicher Behauptungen, mit
der Hartnäckigkeit, mit der das Mittelalter nach dem Stein der
Weisen gesucht hat, sich ein einheitliches Weltbild zu schaffen.
Naturlehre und Geschichte, Religion und Philosophie, die ganze
Welteinrichtung und Weltentwicklung wollte man im Zusammen-
hang begreifen, für den ganzen Bestand von Glauben, Wissen und
Erfahrung, den man wahllos zusammentrug aus den verschieden-
sten Kulturen, gewissermaßen die ätiologische Gesamterklärung
finden. In ein künstlich konstruiertes kosmographisches Welt-
bild^ t.rug man die Daten der Überlieferung und der Spekulation
^ In seinenÄußerungen steht dieser Gesamtwiiie durchwegim Gegensatz
zu einer an der Wirklichkeit orientierten resp. naturgemäßen Kultur. So er-
strebt er im Staatswesen statt der festgewachsenen natürlichen kleinen
Voiksverbände die von außen aufgezwungene iose Vöikervereinigung im gigan-
tischen Weitreich, auf dem Gebiet der bildenden Kunst statt derlebendigen
Wiedergabe der geschauten, durchfühlten Form die konstruierte iiiusionisti-
sche Dekoration der Fläche, und in der Religion statt des auf dem Prinzip
des do ut des beruhenden, nach Sache und Zweck aufs Diesseits gerichteten
Kultlebens die Einstellung auf ein imaginäres Jenseits mit allen weltentfrem-
denden Folgerungen.
^ Schon das der Darstellung in E1 Bagauät wohl noch zugrunde liegende
alttestamentliche Weltbild mit dem auf Erden gelegenen Paradies, entspre-
chend etwa den Klementinischen ReAogviümnen (1,27: et ita totius mundi
machinam cum una domus esset, in duas dividit regiones. Divisionis autern