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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0015
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ΑΔΑΜ und ΖΩΗ.

15

in logisch denkbarer, aber sachlich willküriicher Verbindung ein
und bewertete ein derartig gewonnenes Universalsystem haupt-
sächlich nach der Beweiskräftigkeit des fiktiven Causaizusammen-
hanges. Es liegt auf der Hand, daß jeder geheiligten Tradition
über die Schöpfung der Welt dabei eine fundamentale Bedeutung
eingeräumt wurde; denn für jeneZeit, der der naturwissenschaft-
iiche Gedanke der Entwicklung noch gänziich fern lag, waren die
Begriffe Uranfang und Schöpfungsplan so gut wie synonym.
Und zweitens beseelt den Hellenismus durchweg der dem Grie-
chentum in seinen großen Zeiten so fremde Trieb, die schmerz-
voll empfundene Distanz zwischen Gott und Mensch aufzuheben.
In demselben Maße wie sich die Vorstellung von der Gottheit
umwandelte ins rein Geistige, Unsichtbare, Unfaßbare, Übersinn-

haec fuit causa, ut superna regio angelis habitaculum, inferior vero prae-
beret hominibus), hat hier wie dort noch eine wesentliche Erweiterung
erfahren: über dem uns sichtbaren Himmel befindet sich erst der wahre
Himmel, der Aufenthaltsort Gottes (vgl. zu dem merkwürdigen lichten Ober-
geschoß in E1 Bagauat jRe/ccgn.. 1,27; 2,68; 3,14,26ff.; 6,7 11.22,
zurückgehend auf das 5. Buch der petrinischen Kerygmen quod duo sunt
coeli cf. H. WAiTZ, Die HseMifoA'Zeui.ennneu, Tear^e M. Hniers. 25 N. F. 1904,
S. 103). Und während die Grundschrift des Henochbuches (GiNZBERG S. 119)
noch den ,,Garten der Gerechten imOsten derErde" kennt, setzen der 1.
(äthiop.) Henoch 39 und der II. (slav.) Henoch 8 das Paradies bereits ,,zwischen
Verweslichkeit und Unverweslichkeit, an die Enden der Erde und des Him-
mels". — Die syrische Schatzhöhle läßt Adam im feurigen Wagen zum Para-
dies hinauffahren, das, ,,drei Spannen höher" als alle Berge, die ganze Erde
umgibt (BEZOLD S. 5), und noch im äthiop. Buch Klementin. Schriften (Bl. 6a,
Bericht DiLLMANNs S. 219) und irn äthiop. Adambuch (DiLLMANN S. 38) be-
findet sich das Paradies ,,15 mystische Ellen über dem heiligen Berg", dem
Aufenthaltsort der Adamiten. Für diese Vorstellung vgl. Ephraim, Ope/-u
ourniM ed. AssEMANi Bd. III Rom 1743, 563 B u. 564 A. — In der Regel
aber tritt auch in der jüdisch-christlichen Spekulation dieses einfachere Welt-
bild zurück gegen die neuen, ausdemOsten nachdrängenden AMrstellungen
von drei oder sieben Himmeln, in deren oberstem sich meist das Paradies
befindet. Schon in der frühen Apokalypse Moses stehen beide unvermittelt
nebeneinander (die ältere Drei-Himmel-VorsteHung in §37 -— vgl. Testament
Levi, Codex Romanus 2ff. (cf. LuEKEN, diic/iMe/ S. 92, Anm. 5), 2. Kor. 12, 2,
Hippol. re/Μί. V 8 u. 9, und s. für ihre Ableitung aus der persischen
Eschatologie W. BoussET, /Hü-M/MeL/'ei'se Aee/e, MrcAA /M/- Reü'gM7rsrufss. IV
S. 155ff. -— und die aus der Astrologie stammende noch viel bedeutsamere
Sieben-Himmel-Vorstellung in § 35 nach W. BoussETS Erklärung spät-
babylonischer Herkunft, aber durch persisches Werturteil beeinflußt, L/oMp^-
pro&/eme f/er Gbiosis S. 38ff.).
 
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