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Gradenwitz, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Steiner, Alfons [Bearb.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 2. Abhandlung): Fragment einer Inschrift über Prozessrecht: Spanien, römische Kaiserzeit — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34073#0006
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A. STEINER;

per id temporis, quo propositum non erat, vel obscurata proscrip-
tione contractum sit, institoria locum habebit (vgl. D. 14, 3, 11, 3).
Über den Inhalt der Proposition läßt sich wohl nichts Näheres
sagen, schon deshalb nicht, weil wir nicht wissen, wieviel von der
linken Seite des Fragments fehlt. Man darf mit einer großen Tafel
rechnen. Dem Zusammenhang nach dürfte es sich um Proposition
von Terminen handeln, da Z. 1 von dies und iudicia redet. Z. 3
spricht überProposition bestimmterSachen (vgh: quos — habe-
ret) durch den Magistrat. Doch darf man aus dem Masculinum
quos m. E. keine Schlüsse auf die Art der zu proponierenden
Sache ziehen. So heißt es z. B. in der Lex Acilia Z. 14: -—-
ea;y h. 1. CDL vireis in eum annum lectei erunt, ea nomina omnia
in tabula, in albo atramento scriptos — hab/e^o usw. Proponiert
werden vorzüglich nomina (vgl. L. Acilia Z. 38; Malac. (Br. Lo. 30)
Col. 1, 20).
Am passendsten dünkt mir in unserem Zusammenhange die
Ergänzung libri (libelli) (vgl. dazu Chir. Fort.: ars rhet. (Br. Fo.
159, 6); Colleg. funerat. Alburn. (Br. Fo. 177) Z. 1; Ed. Const.
de accus. (Br. Fo. 94) Z. 43 ff.). Jedenfalls muß, entsprechend
der Formel: r(ecte) i(ta) haberet, u(t) d(e) p(lano) r(ecte) l(egi)
p(ossit), der Inhalt der Proposition von öffentlichem, zumindest
von Parteiinteresse gewesen sein, denn i(ta) haberet, u(t) d(e)
p(Iano) r(ecte) l(egi) p(ossit) ist die bekannte Formel bei öffent-
lichen Propositionen durch die Magistrate^. Der Zweck dieser
Propositionen ist bekanntlich in erster Linie der, dem Publikum
oder den Interessenten die Möglichkeit der Abschrift zu gebenk
Die Dauer der Proposition wird bestimmt durch die Worte: in
tertium d(iem). Der Magistrat soll also bis zum dritten Tag, viel-
leicht vom Tage des Verfahrens in iure ab gerechnet, drei Tage
hintereinander bis zum Beginn des AVrfahrens in iudicio, etwas
proponiert halten. Die Art der Proposition wird gekennzeichnet
durch die Lormel: r(ecte) i(ta) haberet, u(t) d(e) p(lano) r(ecte)
i(egi) p(ossit) d. h. die Proposition hat ordnungsgemäß zu er-
folgen. Fassen wir das Gefundene zusammen, so ergibt sichFolgen-

^ Vgl. Lex Munic. Malac. (Br. Fo. 30) Z. 20 f.; Z. 8 f.; Lex Julia Munic.
(Br. Fo. 18) Z. 16; Lex Acilia (Br. Fo. 19) Z. 66.
2 Vgl. SuETON (Calig. 41): huiusmodi vectigalibus indictis neque propo-
sitis quum per ignorantiam scripturae muita commissa fierent, tandem flagi-
tante populo Romano proposuit quidem, sed minutissimis litteris et angustis-
simo loco, uti ne cui describere liceret.
 
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