Metadaten

Gradenwitz, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]; Steiner, Alfons [Oth.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 2. Abhandlung): Fragment einer Inschrift über Prozessrecht: Spanien, römische Kaiserzeit — Heidelberg, 1916

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34073#0009
License: Free access  - all rights reserved
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Fragment einer Inschrift über Prozeßrecht.

9

ten im iudicium publicum, während Z. 3 die Ediktahadung und
Z. 4 das iudicium über die Exkusation des Angeklagten bespricht.
Für diese Annahme bietet m. E. die iex Acilia Anhaltspunkte.
Auffallend in unserem Fragment, das besonders bei Vergleich von
Z. 3 mit der Papinianstelle in D. 48, 1, 10 pr. stark an das iudi-
cium publicum erinnert, ist das Judizieren des Einzel-iudex in
Z. 4. Für ein solches iudicium bietet uns die Lex Acilia drei Fäile.
Von diesen drei Fälien der Acilia scheidet für uns, wo es sich nach
Z. 4 um iudex und Parteien handelt, also ein iudicium in Frage
kommt, der in Z. 45 genannte aus, da dort über die Exkusation
der iudices geredet wird. Es heißt m der Stelle: Iudice^y multam
suprem<Vm)>de/hen7ü^''*'. . .^ei fou&ir, guei e%7% 7*em ^yuaeret cau-
sam non noverit, quei eorum ioudex [ .... ea^cnysatione primo
quoque die deferatur, isque quaestor [. .. .^. Nach dieser Stefle
hat ein iudex die Entschuidigungsgründe des Geschworenen,
wohl wegen Ausbleibens vom Termin, zu prüfen. Es handelt sich
hier m. E. um eine Ordnungssache, nicht urn ein iudicium, wie
in unserem Fragment. Die Geschworenen sollen ev. in Ordnungs-
strafe genommen werden. Zu beachten ist auch, daß es hier, anders
wie in Z. 42 (u. 43) nicht heißt: Nei zÜM&a; —y — ea; A. h causam
non nover/ü, sondern schlechtweg nur causam non noverit. Es
entspricht hier offenbar dem freien und billigen Ermessen des
iudex etwas als Exkusationsgrund gelten zu lassen\ während,
wie Ursonensis c. 95 Col. 2, 19 ff. uncl Col. 2, 28 ff. zeigt, die Ex-
kusationsgründe der Kläger gesetzlich festgelegt waren. Uber
die Exkusation dieser handelt wohl auch Lex Acilia Z. 43, wo es
heißt: Nei zÜMdea;, yuef ea777 ryeTT?. quaeret, ex h. I. q/^uuere^.h
Der dritte Fall der Acilia dagegen (in Z. 42/3 handelt m. E. über
die Exkusation des Beklagten. Die Stelle lautet: Nef foudea?,
^yuef eam rem quaeret, ex h. 1. causam non nover/^ü .... N prae-
^07* cyoram /mdiciybus in contione pro rostris sententia ita pro-
nontiato: Tec/^G^e cfderf .... Nei de.eu re^ iudicium fieri opor-
tebit, ter/lio dfe /ocüo mchc7M777 /m^. Die Stelle handelt offen-
^ Auch die Ursonensis nennt in c. 95 für die reciperatores keine Exku-
sationsgründe.
^ Vgh dazu BRASSLOFF, Wiener Studien 26, 107 Anm.
s Zur Stelle vgl. BRASSLOFF a.a. 0.; HESKY, Wiener Studien 25, 281 ff.;
RuDORFF, ad leg. Acil. p. 467 ff.; MoMMSEN, Lex. repet. (Ges. Schrift. I
p. 56, XLII f.). MoMMSEN glaubt, die Stelle handle vom iudex, der ohne
hinreichenden Grund vom Termin ausbleibt. Dagegen ZuMPT, Kriminalrecht
2, 1 p. 413 A. 82; p. 414 A. 83; ferner p. 150/1.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften