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ALFRED DOVE:
tunc popnlis, erzählt Orosius, Athaulfus rex praeerat; nach Prospers
Aussage vernichten die Hunnen den Burgunderkönig Gundicar
cum populo suo atque stirpe; Sarno et populus regni sui, heißt es
bei Fredegarh Besonders sorgfältig scheinen die Worte in der
Schilderung der Auflösung des Hunnenreiches durch Jordanis
gewählt zu sein. Als Attilas Söhne die gentes unter sich ver-
teilen und bellicosos reges cum populis wie Knechte verlosen
wohen, erhebt sich ein Aufruhr; es kommt zum Kampfe zwischen
den variae gentes, wodurch auf andere, rühmliche Weise dividun-
tur regna cum populis^. Allein diesen Stellen iassen sich kaum
minder zahlreiche an die Seite setzen, in denen anstatt des popu-
lus viehnehr die gens mit dem rex oder dem regnum unmittelbar
in Verbindung gebracht wird. Eben jene Katastrophe der Bur-
gunder wird in einer anderen Chronik mit dem Satze beschrieben:
universa paene gens cum rege deleta^; inmitten jener Erzählung
vom Aufstande wider die Söhne Attilas steht doch auch zu lesen,
der Gepidenkönig Ardarich habe non solum suam gentem, sed
et ceteras vom Joch erlöst. Sangibanus, rex Alanorum, wird in
der catalaunischen Schlacht cum propria gente von Westgoten
und Bömern als verdächtig in die Mitte genommen; habeas foedus
et pacem cum Chlodoveo et gente Francorum, sprechen die Bur-
gunder zu ihrem Könige Gundobadh Derartige Wendungen be-
weisen, daß die Völkerschaft auch unter ihrem technischen lateini-
schen Namen als ein politisch georclneter und gelenkter Körper
aufgefaßt wird, mit dem sich streiten und verhandeln läßt. Allein
etymologisch durchsichtig, wie dieser Name jederzeit blieb, wird
1 Ammian. XIV, 10, 14; Oros. VII, 43, 2; Prosp. Aquit. ap. Ronc. I,
659, von Isidor durch regnum AAndalorum cum populo atque stirpe deletur
(h. d. reg. Goth. 84) ungeschickt nachgebildet, da stirps als 'Königshaus'
nur in Verbindung mit rex, nicht mit regnum, verständlich wird. — Fredeg.
68.
2 Jord. Get. 259—61; das populi regesque populorum ebd. 14 ist aus
Mela geschöpft.
^ Prosp. Tiro ap. Ronc. I, 753; cf. Marcellin. com. ib. II, 332: Narses
Totilam occidit et gentern Gothorum in Italia exterminavit.
^ Jord. Get. 260; 195 (cf. 197); hier streift gens anscheinend sogar an
exercitus; das Heer des Sangiban wird offenbar deshalb als seine propria
gens bezeichnet, weil von dieser zu befürchten war, daß sie der verräterischen
Politik des angestammten Ftihrers blindlings foigen werde. — Gesta reg.
Franc. 13.— Vgl. auch Filimer rex Gothorum cum sua gente Jord. Get.
121 (o. III A. 28) u. Vict. Vit. I, 1 calliditate Geiserici ducis, ut famam suae
terribilem faceret gentis.
ALFRED DOVE:
tunc popnlis, erzählt Orosius, Athaulfus rex praeerat; nach Prospers
Aussage vernichten die Hunnen den Burgunderkönig Gundicar
cum populo suo atque stirpe; Sarno et populus regni sui, heißt es
bei Fredegarh Besonders sorgfältig scheinen die Worte in der
Schilderung der Auflösung des Hunnenreiches durch Jordanis
gewählt zu sein. Als Attilas Söhne die gentes unter sich ver-
teilen und bellicosos reges cum populis wie Knechte verlosen
wohen, erhebt sich ein Aufruhr; es kommt zum Kampfe zwischen
den variae gentes, wodurch auf andere, rühmliche Weise dividun-
tur regna cum populis^. Allein diesen Stellen iassen sich kaum
minder zahlreiche an die Seite setzen, in denen anstatt des popu-
lus viehnehr die gens mit dem rex oder dem regnum unmittelbar
in Verbindung gebracht wird. Eben jene Katastrophe der Bur-
gunder wird in einer anderen Chronik mit dem Satze beschrieben:
universa paene gens cum rege deleta^; inmitten jener Erzählung
vom Aufstande wider die Söhne Attilas steht doch auch zu lesen,
der Gepidenkönig Ardarich habe non solum suam gentem, sed
et ceteras vom Joch erlöst. Sangibanus, rex Alanorum, wird in
der catalaunischen Schlacht cum propria gente von Westgoten
und Bömern als verdächtig in die Mitte genommen; habeas foedus
et pacem cum Chlodoveo et gente Francorum, sprechen die Bur-
gunder zu ihrem Könige Gundobadh Derartige Wendungen be-
weisen, daß die Völkerschaft auch unter ihrem technischen lateini-
schen Namen als ein politisch georclneter und gelenkter Körper
aufgefaßt wird, mit dem sich streiten und verhandeln läßt. Allein
etymologisch durchsichtig, wie dieser Name jederzeit blieb, wird
1 Ammian. XIV, 10, 14; Oros. VII, 43, 2; Prosp. Aquit. ap. Ronc. I,
659, von Isidor durch regnum AAndalorum cum populo atque stirpe deletur
(h. d. reg. Goth. 84) ungeschickt nachgebildet, da stirps als 'Königshaus'
nur in Verbindung mit rex, nicht mit regnum, verständlich wird. — Fredeg.
68.
2 Jord. Get. 259—61; das populi regesque populorum ebd. 14 ist aus
Mela geschöpft.
^ Prosp. Tiro ap. Ronc. I, 753; cf. Marcellin. com. ib. II, 332: Narses
Totilam occidit et gentern Gothorum in Italia exterminavit.
^ Jord. Get. 260; 195 (cf. 197); hier streift gens anscheinend sogar an
exercitus; das Heer des Sangiban wird offenbar deshalb als seine propria
gens bezeichnet, weil von dieser zu befürchten war, daß sie der verräterischen
Politik des angestammten Ftihrers blindlings foigen werde. — Gesta reg.
Franc. 13.— Vgl. auch Filimer rex Gothorum cum sua gente Jord. Get.
121 (o. III A. 28) u. Vict. Vit. I, 1 calliditate Geiserici ducis, ut famam suae
terribilem faceret gentis.