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Dove, Alfred; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 8. Abhandlung): Studien zur Vorgeschichte des deutschen Volksnamens — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34079#0051
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Studien zur Yorgeschichte des deutschen Volksnamens.

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gemeinen Verstande, für-sie schickt sich vielmehr der Name 'Am',
d. i. das Staatsvolk der Theokratie, das Spezialvoik Jehovas,
jenes Gottes, der ebenso einzig dasteht unter den Göttern, wie
sein Krael unter den Menschen. Aus solchen, sattsam bekannten
Ansichten erklärt sich die sprachliche Sitte, hag-Gojim, 'die Vöiker'
in absoluter Fassung, als Gesamtnamen für die nichtjüdische
Außenwelt zu setzen. Das wichtigste gemeinsame Merkmal dieser
GeneralAVlker nun ist ihre Abkehr vom wahren Gott, womit ihre
Feindschaft gegen dessen Spezialvolk unmittelbar zusammen-
hängt. Darum steht ilmen für die Zukunft entweder die Rache
Jehovas und der Seinen bevor, oder — nach der freundlicheren,
bei den edelsten der Propheten vorherrschenden Anschauung —
der friedliche Anschluß an den jüdischen Gottesstaat, dessen
goldene Tage dann erscheinen. Ahm diesen beiden Eventualitäten,
zwischen denen die messianischen Erwartungen auf- und nieder-
schwanken, ward die erste durch die Geschichte gründlich Lügen
gestraft; clie anclere beschloß, clas Christentum als geistiges Erbe
des Judentums in seiner Weise zur Wahrheit zu machen. Der
Gegensatz, wie er sich nunmehr zwischen dem λκός oder populus
Gottes auf cler einen, clen έΤνη oder gentes auf der ancleren Seite
herausstellte — das nämlich sind die entsprechenclen, im ganzen
wohl zutreffenden Ausdrücke der griechischen und lateinischen
Bibel — clieser Gegensatz stimmte zu der sonstigen Geltung der
gewählten Benennungen eigentlich noch besser. Denn der λ<χ6ς
oder populus cler Christenheit^ ist ja, sehr verschieden vom jüdi-
schen, in der Tat kein έ8νος, keine gens; die Heiden aber, die ihm
gegenüberstanden, scheinen clen ethnischen oder gentilen Namen
auch nach dem weltlichen Brauche clieser Wörter insofern zu ver-
dienen, als sie noch festhielten an der angestammten, nationalen
Religion. Nur muß man sich hüten, derartige Erwägungen in den
historischen Hergang selbst hineinzutragen; dieser bestand viel-
mehr in der einfachen Traclition herkömmlicher Bezeichnungen,
welche cler Zufall hier einmal ausnahmsweise ins Sinnvollere
kehrte. Was dann endlich clie beim Judentum verharrenden

* Auch der christliche populus Dei (Aug. d. civ. D. XVII, 17) setzt sich
wie ein weltlicher populus aus mehreren populi Dei (den λκοί der einzelnen
Kirchen) zusammen (ib. XIV, 9). — Übrigens ist populus nicht die einzige
Übersetzung von λκός in der Vulgata; es begegnet vielmehr, wenngleich
relativ selten, auch plebs dafur und zwar auch im edelsten Sinne für das
Gottesvolk (Apg. 13, 17 ό -9-εός τοΰ λκοΰ τούτου Τσρκήλ Deus plebis Israel).
 
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