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Dove, Alfred; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 8. Abhandlung): Studien zur Vorgeschichte des deutschen Volksnamens — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34079#0096
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96

ALFRED ΟθΥΕί

oder Sachsen — wie wir sagen: der AngelsachseiB — unterschie-
cien. Es ist offenbar die Idee der englischen Nation, deren werdende
Gestalt ihren Schatten vorauswirft. Denn früher und entschie-
clener, als auf dem Kontinent, lernten sich hier die von Haus aus
nahe verwandten Stämme, in Bruchstücken zu einander gehäuft,
von ihresgleichen durch die See getrennt, einem fremden Volks-
tum in unversöhnlicher Feindschaft hart gegenübergestellt, als
Glieder einer nationalen Gemeinschaft fühlen^. Die Einheit ihrer
Sprache, ihrer kirchlichen Entwicklung, ihrer Geschichte über-
haupt, kam lhnen deutlich zum Bewußtsein^; und selbst auf poli-
^ Diese, jedenfahs auf dem Kontinent entstandene Komposition hat
zuerst Paulus Diakonus: h. Lang*. IV, 22 Angli-Saxones; V, 37 ex Saxonum-
Anglorum genere; VI, 15 rex Angiorum-Saxonum (sonst ebd. mehrfach Angli
ailein aus Beda u. h. Rom. XIII, 17 aus demselben gens Anglorum sive Saxo-
num). Der Autor der vita Alchuini (c. a. 825) hat c. 11 schon die abgeschiiffene
Form Engelsaxo (neben gens Anglorum c. 1). Alcuin selbst stimmt mit dem
Sprachgebrauche Bedas uberein (z. B. gens Merciorum, gentes Anglorum,
gens Anglorum, JxFFE Bibl. VI, 351; 371; 353); ebenso Bonifaz (gens Anglo-
rum, JAFFE Bibi. III, 173; eigentümlichib.114 transmarina Saxonia, vielieicht
doch auf den sächsischen Süden beschränkt).
2 Das älteste authentische Zeugnis dafür ist freilich eben das Werk
Bedas selbst. Die Auffassung Außenstehender darf man natürlich nicht damit
verwechseln. Gnter ihnen spricht zuerst Gregor d. Gr. einigemal von einer
gens Anglorum, Gildas (23) nur von Saxones im allgemeinen. Was die Gesarnt-
namen selber — vom Begriff der gens abgesehen — betrifft, so ist der sächsi-
sche unzweifelhaft der ältere, wie er sich denn auch bei den Nachkommen
der Briten behauptet hat (s. ZEUss 494). Gregor d. Gr. braucht dagegen
stets den anglischen, der also wohl schon damals das Übergewicht erlangt
hatte. Doch redet noch Papst Vitalian (a. 665 Beda III, 29) den Ivönig der
nordhumbrischen Angeln Oswiu als rex Saxonum an. Im 8. Jahrhundert
wird dann der Name An^'li bei theoretischer Gleichsetzung praktisch so ent-
schieden vorgezogen, daß sein endlicher Sieg bereits außer Frage stand.
^ Für die beiden letzten Punkte liefert wiederum die Totalerscheinung
des Bedaschen Werkes den schlagenden Beweis; die Erkenntnis der angel-
sächsischen Spracheinheit erhellt aus I, 1 haec (sc. Brittania) in praesenti
quinque gentium linguis summae veritatis scientiam scrutatur et confitetur,
Anglorum videlicet, Brettonum, Scottorum, Pictorum et Latinorum, quae
meditatione scripturarüm ceteris omnibus est facta communis; und III, 6
Brittaniae, quae in quatuor linguas, id est Brettonum, Pictorum, Scottorum
et Anglorum, divisa est. Wenn daher bald der anglischen (lingua Anglorum
I, 12; II, 2; 16; III, 1; 2; 3; 9; 19; 25; IV, 19; 24; V, 2; 20; Anglorumsermo
II, 5; gens Anglorum cognominat II, 3; a gente Anglorum vocata I, 1; appel-
latur 1,7; II, 2; IV, 23; Angli appellant II, 16) bald, wenn auch seltener,
der sächsischen Zunge (lingua Saxonum III, 7; 22; Saxonica lingua λ*, 8:
Saxonico vocabulo III, 17 ; a gente Saxonum appellatur III, 7) für sich gedacht
 
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