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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 10. Abhandlung): Die Göttin Psyche in der hellenistischen und frühchristlichen Literatur — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37643#0036
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36

R. Reitzenstein :

Hauptprobleme S. 157ff. (vgl. 153) sogar geographisch festlegen1
und bis ins zweite Jahrhundert n. Chr. und in die christlich-gnosti-
sche Tradition heraufverfolgen konnte: das Wasser ist hier das
gute und männliche, das Feuer das böse und weibliche Element.
Daß schon dem guten und bösen Element ein Urgott vorausgeht,
ist altpersische Lehre, die bereits Eudemos von Rhodos (bei Da-
mascius I 322, 8 Ruelle) kennt: Μάγοι, δέ καί παν το ’Άρειον
γένος, ώς καί τούτο γράφει δ Εύδημος, οί μέν Τόπον, οί δέ Χρόνον
καλοΰσι τδ νοητόν άπαν καί το ήνωμένον, έξ ού διακριΕήναι ή Εεόν
άγαΕον καί δαίμονα κακόν ή φως καί σκότος προ τούτων ώς ένίους λίγειν.
Mißverstanden ist hierbei nur die Deutung des Gottes.
So haben wir denn von den sieben ersten Gottheiten der
κοσμοποιία bereits vier, und zwar gerade die charakteristischsten,
Wasser, Feuer, Γένεσις und Ψυχή als iranisch bezeugt. Wir können
die drei anderen leicht, wenn auch mit etwas geringerer Sicherheit
hinzufügen. - Zunächst das seltsame streitende und dann verbun-
dene Götterpaar Hermes und Moira, die um die Wage, das Sinn-
bild der Gerechtigkeit, streiten. Bei den Mandäern begegnet uns
ein Gott Abatur, dessen Namen Prof. Andreas (vgl. die sprach-
liche Erklärung bei Lidzbarski, Das Johannesbuch der Mandäer
p. XXIX) aus dem Persischen herleitet: begabt mit der Wage,
in der Sprache der κοσμοποιία also: ό επί του ζυγού. W. Brandt
hat sich in Beiheft XVIII zur Zeitschrift f. d. alttestamentliche
Wissenschaft S. 147 dem angeschlossen und persischen Ursprung
der mandäischen Vorstellungen vom Aufstieg der Seele auch
dadurch für erwiesen erklärt; ebenso Lidzbarski. Ich glaube,
daß die κοσμοποιία die Bestätigung bietet. Man vergleiche mit ihr
das Lied 'Abaturs Klage’ (Johannesbuch S. 232) ,,Als die Wage nicht
wollte, daß die Seelen durch sie eintreten, daß die Seelen durch sie
durchgehen, sprach sie: 'Ich hin keine Wage, ich bin ein Uthra
aus dem Stamme Guter. Ich bin keine Wage, ich bin ein Sproß
von Königen. Ich mag nicht in diesem schwarzen Wasser stehen
und die unreinen Seelen sollen nicht an mir Vorbeigehen.’ Als
die Wage dies sagte, flog der Mann, der Bote, an sie heran (und
besänftigte sie wieder).“ Die Wage ist seihst eine Gottheit, die
1 In den Sumpfgegenden an den Mündungen des Euphrat“ und Tigris
und in der Jordan-Niederung. Die Einzelheiten sind interessant und lassen
sich, wie es scheint, weiter verfolgen, würden aber hier von der Hauptsache
ablenken. Für den Mandäertext bemerke ich, daß Lidzbarski wohl irrt, wenn
er das Wasser als das gute Element faßt. Das muß immer vorausstehen.
 
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