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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 10. Abhandlung): Die Göttin Psyche in der hellenistischen und frühchristlichen Literatur — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37643#0060
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60

R. Reitzen stein :

διά τδ συμπεπλέχθαι τω πάθει καί μόνην άπολειφθεΐσαν έξω, π αντί
μέρει του πάθους ύποπεσεΐν, πολυμερούς καί πολυποίκιλου ύπάρχοντος,
καί παθει'ν λύπην μέν ότι ού κατέλαβεν, φόβον δέ μή καθάπερ αύτήν
τό φως ουτω καί τό ζην έπιλίπη, απορίαν τε επί τούτοις, έν άγνοια δέ
τα πάντα. ποτέ μέν γάρ εκλαιε καί έλυπείτο, οός λέγουσι, διά.
τό καταλελεΐφθαι μόνην έν τω σκότει καί τω κενώματι1, ποτέ δέ εις
έννοιαν ήκουσα του καταλιπόντος αύτήν φωτός! διεχείτο καί έγέλα, ποτέ
δ’ αύ πάλιν έφοβεΐτο, άλλοτε δέ διηπόρει καί έξίστατο. Dem ent-
sprechen in dem Hymnus offenbar die Worte ποτέ μέν βασίλειον
έχουσα βλέπει τό φως, ποτέ δ’ εις έλεείν’ έκριπτομένη κλάει
und die so schwer verdorbene Fortsetzung. Schon hier entsteht
die Frage, ob die Schilderung ursprünglich für die Seele oder für
die Weisheit entworfen war, und die Ähnlichkeit mit einem Teil
der Kosmogonie des Asonakes wird für das erstere schwer ins
Gewicht fallen. Das Gewicht wird noch verstärkt durch eine weitere
Erwägung. Die manichäischen Hymnen erwähnen in der Licht-
welt reine Jünglinge und Jungfrauen, die der 'großen Psyche’
entsprossen sind (vgl. oben S. 5), offenbar die Verklärten. Bei
den Valentinianern sind die Pneumatiker die Kinder der Acha-
moth (der niederen Weisheit); mit der Heimkehr der Mutter gehen
auch sie zur Hochzeitsfeier in das Pieroma ein (lrenaeus 3 7,1;
6,1). Der Gedanke scheint mir gezwungener, und eben dies spricht
dafür, daß Valentin die einfache Lehre von dem Fall und Wieder-
aufstieg der Weltseele und ihrer Kinder, der Teilseelen, künstlich
umgestaltet und seinen sonstigen Spekulationen angepaßt hat.
Ja man kann sogar zweifeln, ob bei ihm nicht einfach eine Miß-
deutung eines orientalischen Begriffes und Wortes vorliegt, wenn
man sich erinnert, daß hei Mani der Begriff Seele die ένθύμησις
— und so wird Achamoth ja, offenbar offiziell, gedeutet — mit
umschließt (ob. S.5 A.4). Valentin verstand wohl als intellektuelles
Prinzip, was nach dem Zusammenhang nur als Lebensprinzip gemeint
sein konnte. Doch wird hierüber bei seinen Spekulationen über die
διακόσμησις, die Weltschöpfung, noch zu reden sein. Von hervor-
ragender Wichtigkeit scheint mir, daß die arabische Schrift sich
zwar in dem System der πάθη ganz an lrenaeus schließt, aber statt
der Achamoth die Psyche einsetzt. Doch prüfe ich, ehe ich eine
Entscheidung ausspreche, die weiteren Stellen über die πάθη hei
den Valentinianern. Die Dreiheit begegnet zuerst cap. 2, 4, wo

1 Das Bild eines Kindes drängt sich unwillkürlich auf.
 
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