Die Göttin Psyche.
77
rates transiliunt vada; τά < μετέωρα > μέχρις άνω διώξουσι παρατηρήσαι
βουλόμενοι, τις ούρανοΰ καλέστηκε κίνησις expertus vacuum Daedalus
aera pennis non homini datis1; λείπει γάρ ούδέν πλήν γης τόπος
έσχατος- άλλα καί τούτων την έσχάτην τω θέλειν έρευνήσουσι νύκτα
perrupit Acheronta Herculeus Icibor; ού καί μέχρις ούρανοΰ περίεργον
όπλισθήσονται τολμάν ούτοι caelum ipsum. petimus stultitia negue per
nostrum patimur scelus iracunda Iovem ponere fulmina2; βαρείτω
πυρετός αύτούς et novaFebrium terris incubuit cohors. Das sind mehr
Übereinstimmungen als ich dem Zufall zuweisen mag. Ich kann
Horaz nicht bloß aus Hesiods Mythos oder dem immer wieder zi tierten
Chorliede des Sophokles erklären. Eine frühhellenistische Stimmung,
die bei der Ausbildung des dichterischen τόπος vom goldenen
Zeitalter mitgewirkt hat, muß sich einmal voller ausgesprochen
haben: Was nutzen alle Errungenschaften unseres Geistes ? Frevel,
gegen die Natur enthalten sie und sind darum nur Torheit. Die-
selbe Stimmung liegt in der Rede desMomos; sie enthält die Kritik
an Hermes, der versprochen hat, den Menschen φύσις εύφυής
und σοφία zu geben (394, 2), setzt also eigentlich voraus, daß der
Mensch nicht dualistisch aufgefaßt wird. Derselbe Gott, der
den Körper so schön und passend gebaut und die Sinnesorgane
so zweckmäßig geschaffen hat (399, 19—22), muß den Verstand
gegeben haben.
Der Rat des Momos ist seltsam genug; die πάθη, die er auf-
zählt, haben die Menschen nicht wirklich an ihrer τόλμη gehin-
dert. Sehen wir näher zu, so sind es in Wahrheit die παθήματα
des sterblichen Seelenteils, die im Timaios p. 69d genannt werden.
So ist es richtig, daß der Schriftsteller den Hermes dem Rate Beifall
schenken und folgen läßt (401, 13—14), seltsam freilich, daß er
ihn dabei sagen läßt, das göttliche πνεύμα werde sich schon wirk-
sam erzeigen; auch sei ja er selbst als Lenker und Verwalter ein-
1 Der griechische Philosoph, der sich uns hoffentlich als Quelle ergeben
wird, konnte natürlich seinen Momos nur weissagen lassen: da wird einer
mit Flügeln zum Himmel sich emporschwingen, um dessen Geheimnisse zu
erkunden (man denke an die Fiktion im Ikaromenipp Lukians), ein anderer
aus gleichem Grunde in die Tiefen des Hades dringen (vgl. die zahlreichen
philosophischen Καταβάσεις). Horaz mußte das umformen.
2 Das Stichwort für Horaz ist audax, für den Urheber dieser Schilderung
τολμηρός. IToraz gibt die Grundanschauung: noch immer sind wir in unserem
Denken wie die Titanen, noch immer bedarf Jupiter gegen uns der Waffe.
Unsere Erfindungskraft ist Frevel gegen Gott.
77
rates transiliunt vada; τά < μετέωρα > μέχρις άνω διώξουσι παρατηρήσαι
βουλόμενοι, τις ούρανοΰ καλέστηκε κίνησις expertus vacuum Daedalus
aera pennis non homini datis1; λείπει γάρ ούδέν πλήν γης τόπος
έσχατος- άλλα καί τούτων την έσχάτην τω θέλειν έρευνήσουσι νύκτα
perrupit Acheronta Herculeus Icibor; ού καί μέχρις ούρανοΰ περίεργον
όπλισθήσονται τολμάν ούτοι caelum ipsum. petimus stultitia negue per
nostrum patimur scelus iracunda Iovem ponere fulmina2; βαρείτω
πυρετός αύτούς et novaFebrium terris incubuit cohors. Das sind mehr
Übereinstimmungen als ich dem Zufall zuweisen mag. Ich kann
Horaz nicht bloß aus Hesiods Mythos oder dem immer wieder zi tierten
Chorliede des Sophokles erklären. Eine frühhellenistische Stimmung,
die bei der Ausbildung des dichterischen τόπος vom goldenen
Zeitalter mitgewirkt hat, muß sich einmal voller ausgesprochen
haben: Was nutzen alle Errungenschaften unseres Geistes ? Frevel,
gegen die Natur enthalten sie und sind darum nur Torheit. Die-
selbe Stimmung liegt in der Rede desMomos; sie enthält die Kritik
an Hermes, der versprochen hat, den Menschen φύσις εύφυής
und σοφία zu geben (394, 2), setzt also eigentlich voraus, daß der
Mensch nicht dualistisch aufgefaßt wird. Derselbe Gott, der
den Körper so schön und passend gebaut und die Sinnesorgane
so zweckmäßig geschaffen hat (399, 19—22), muß den Verstand
gegeben haben.
Der Rat des Momos ist seltsam genug; die πάθη, die er auf-
zählt, haben die Menschen nicht wirklich an ihrer τόλμη gehin-
dert. Sehen wir näher zu, so sind es in Wahrheit die παθήματα
des sterblichen Seelenteils, die im Timaios p. 69d genannt werden.
So ist es richtig, daß der Schriftsteller den Hermes dem Rate Beifall
schenken und folgen läßt (401, 13—14), seltsam freilich, daß er
ihn dabei sagen läßt, das göttliche πνεύμα werde sich schon wirk-
sam erzeigen; auch sei ja er selbst als Lenker und Verwalter ein-
1 Der griechische Philosoph, der sich uns hoffentlich als Quelle ergeben
wird, konnte natürlich seinen Momos nur weissagen lassen: da wird einer
mit Flügeln zum Himmel sich emporschwingen, um dessen Geheimnisse zu
erkunden (man denke an die Fiktion im Ikaromenipp Lukians), ein anderer
aus gleichem Grunde in die Tiefen des Hades dringen (vgl. die zahlreichen
philosophischen Καταβάσεις). Horaz mußte das umformen.
2 Das Stichwort für Horaz ist audax, für den Urheber dieser Schilderung
τολμηρός. IToraz gibt die Grundanschauung: noch immer sind wir in unserem
Denken wie die Titanen, noch immer bedarf Jupiter gegen uns der Waffe.
Unsere Erfindungskraft ist Frevel gegen Gott.