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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 10. Abhandlung): Die Göttin Psyche in der hellenistischen und frühchristlichen Literatur — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37643#0079
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Die Göttin Psyche.

79

Beschreibung des Mo mos: ίσχυρότατόν1 τι άπδ γης άνίσταται
πνεύμα, άκατάληπτον μέν περιοχή σώματος, δυνάμει δέ φρονήσεως
ύπάρχον2, δ καίπερ είδος υπέρ ών έπυνθάνετο — als ob wir aufmerk-
sam gemacht werden sollten, daß hier zwei Berichte ineinander-
gewebt sind, folgt nun in anakoluthartigem Anschluß eine der
griechischen Phantasie entsprechende Beschreibung: τδ σώμα μέν
κατά τύπον άνδρδς περικείμενον καί καλδν καί σεμνοπρεπές ον, υπερ-
βολή δέ άγριον καί πλήρες φόβου — δ δή παραυτίκα τάς ψυχάς είσι-
ούσας εις τά πλάσματα θεώρησαν 'τίνες’, έλεγεν, 'ούτοι καλούνται’;
Die erste Beschreibung dagegen trägt orientalischen Charakter;
sie erinnert mich etwas daran, daß nach der Erscheinung der
Psyche (oder des Urmenschen) der Herrscher der Finsternis auftritt
und in der Kosmogonie des Asonakes als der Drache beschrieben
wird, δς προήδει τά πάντα. Er wird der Seele die drei πάθη auf-
erlegt haben, die in der Schilderung der Κόρη κόσμου jetzt noch
besonders hervortreten, φόβος, λύπη, άπορία3. Der Verfasser hat
sie ans dem Timaios erweitert und den Sinn verdorben4. Auch in
die Momos-Rede paßt die jetzige Schilderung nicht; er kritisiert,
aber er rät nie. So hier. Hat zunächst Plato im.Timai.os, dann immer
wieder die Stoa die Weisheit des Schöpfers in dem Bau des Men-
schen und seiner Begabung gepriesen, so geht Mo mos zunächst
von den Sinnesorganen aus, die der Mensch alle mißbrauchen
wird (399, 19) περίεργον όφθαλμοΐς καί λάλον γλώσση, άκουστικδν
μέλλοντα είναι καί των αύτω μη προσηκόντων, λίχνον όσφρήσει καί
μέχρι πάντων τω τής άφής άπτικω μέλλοντα καταχράσθαι. Passend
schließt hieran die Ausführung, wie er die höchste Gabe, den
Verstand, gerade gegen die Götter verwenden wird. Daß er es
1 Die Seltsamkeit der Schilderung verführte Wachsmuti-i zu der noch
seltsameren Konjektur ίσχνότατον. Zu vergleichen ist in der κοσμοποιία: ίδών
ό θεός πάλιν έπτοήθη ώς ισχυρότερου θεωρήσας (vom Herrscher der ΰλη).
2 ύπερέχον Μεινεκε kaum richtig. Der Dämon als πνεύμα hat keinen
körperlichen Umriß und wird nicht mit körperlichen Augen wahrgenommen,
sondern existiert nur δυνάμει και ένεργεία (vgl. Corp. Hermet. XIII, bezw.
XIV, § 3—6). Natürlich ist es inkonsequent, wenn hinzugefügt wird, daß er
dennoch in einem Körper erscheint.
3 Das Grundübel, die άγνοια, wird im Eingang der Fortsetzung erwähnt,
402, 27: καί αγνωσία μέν ήν κατ’ σ.ρχάς παντάπασι.
4 Eine Benutzung des Timaios sehe ich z. B. in den Worten 401, 7
ίνα αύτοΐς καί <7τό> τής έπιτυχίας ήδύ δέλεαρ ή εις άθλησιν τελειοτέρων κακών,
Vgl. Tim. 69 d πρώτον μέν ηδονήν (τό τής έπιτυχίας ήδύ) μέγιστον κακοΰ
δέλεαρ.
 
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