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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 10. Abhandlung): Die Göttin Psyche in der hellenistischen und frühchristlichen Literatur — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37643#0095
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Die Göttin Psyche.

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Die aitchristliche Kunst Roms verwendet Eros und Psyche
sehr oft, bald -zu rein dekorativem Zweck, bald auch als religiös
bedeutungsvoll; eine Scheidung ist meist unmöglich. Natürlich
verwendet sie dabei nicht bloß die von mir als beweisend für eine
Erzählung ausgesonderten Typen, doch fehlen auch diese nicht.
So läßt sie uns einerseits eine Vorstellung gewinnen, wie häufig
gerade diese Typen in der alexandrinischen Kleinkunst gewesen
sind, und bestätigt uns anderseits, daß schon im Hellenismus mit
ihnen eine symbolische Deutung verbunden war. Ich erwähne
hier nur nach Frau Trojes Mitteilungen:
1. Ganz kleine Figuren in der Domitilla-Katakombe (Wil-
pert, Die Malereien der Katakomben Roms, Tafel 10, noch aus
dem ersten Jahrhundert) Eros und Psyche. Das Paar ist getrennt
auf gemalten Gesimsen dargestellt. Die schnell herbeieilende
weibliche Gestalt trägt deutlich ein Gefäß, hat aber keine Flügel;
ihr Partner ist fast unkenntlich.
2. In S. Pietro e Marcellino (Wilpert Tafel 217, Textband
159, nach W. nach Constantins Zeit): in vier Einzelfeldern zwei-
mal Eros, zweimal Psyche; in der Mitte dieser Felderdecke gleich-
falls Eros. Eros scheint das eine Mal in schnellem Lauf einen Gegen-
stand zu bringen; Psyche trägt auf der einen Darstellung wahr-
scheinlich das άλάβαστρον, auf der anderen legt sie trauernd die
Hand an das Haupt.
3. In der Domitilla-Katakombe rechts vom Eingang zum
Hypogaeum der Flavier (Wilpert, Tafelband 52, nach W.
Anfang des dritten Jahrhunderts) drei Arkosolien mit Darstellun-
gen: Eros und Psyche Blumen pflückend; Psyche hat den Korb
voll Blumen im Arm; sie trägt eine ungegürtete, langärmelige
Tunica und weist in der kurzen, untersetzten Gestalt auf ein jun-
ges Vorbild; Eros ist nackt. Zwischen dekorativen Stäben zur
Seite der Psyche erkennt man mitten unter Rosen, Girlanden und
Bändern deutlich άλάβαστρον und Handspiegel1.
los das Vorbild der ihm bekannten Figur der Badenden entnommen, wie der
ältere Künstler für den Oberkörper der Psyche mit dem Lämpchen mit besserem
R,echt das Vorbild dem stiertötenden Mithras entnahm.
1 Da das αλάβαστρον sicher mit dem Mythos in Zusammenhang steht
(wahrscheinlich bringt in ihm Psyche das Wasser des Lebens aus der Unter-
welt), möchte man dies auch für den Spiegel vermuten. Denkbar wäre das
durchaus, da in den mandäischen und jungpersischen Mythen der göttliche
Held (der Urmensch?) aus der Unterwelt den Spiegel holt, auf dessen Besitz
die Kräfte ihres Herrschers beruhen, vgl. die Festschrift für Fr. C. Andreas S. 48.
 
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