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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 10. Abhandlung): Die Göttin Psyche in der hellenistischen und frühchristlichen Literatur — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37643#0097
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Die Göttin Psyche.

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in seinem unteren Teil hinter dem Türpfeiler; daß er in der Vorlage
Bogen und Pfeil hielt, ist durchaus möglich. Diese Vorlage muß die
vollen Figuren geboten haben; für ein Medaillonbild, wie es die Dar-
stellung jetzt ist, wäre eine klarere Darstellung des Kniens der
Psyche unbedingt erforderlich gewesen. Setzt man die beiden
Gestalten auf die lange Basis, die der Papyrus für die Darstellung
ausdrücklich vorschreibt1, so stimmt Zug für Zug. Psyche steht
rechts von Eros, der noch in der linken Hand die Waffen hält; er
wird sie treffen, sobald er zum Schuß die Fackel weggelegt hat;
sie fühlt sich bedroht und fleht um Gnade. Auch dieses Bild fällt
also in die Beihe allgemein üblicher Typen. Ob es ursprünglich
rein allegorisch gemeint war oder einen bestimmten Moment der
Erzählung darstellen wollte2, läßt sich nicht bestimmen. So hat
die Gruppe für meine Untersuchung zunächst keine unmittelbare
Bedeutung. Ich habe sie hier nur angeführt, um darauf aufmerk-
sam zu machen, daß das Empfinden, mit dem der heidnische
Zauberer einer ursprünglich vielleicht nur dekorativen Darstellung
religiöse Bedeutung zurückgibt, dem der christlichen Künstler so
völlig entspricht, wie es mir nur bei einer in der Spätzeit allgemein
verbreiteten Auffassung und Verwendung dieser Typen in der
Sepulchralkunst denkbar scheint. Sodann, weil die Darstellung
vielleicht ein Gegenbild zu jener zweiten im Generalkatalog nicht
abgebildeten Gruppe auf der Kairiner Kanne3 bietet, die Edgar
beschreibt: Psyche on the right in nearly the same posilion (ein
Knie auf der Erde, den rechten Arm — oder hier beide ? — flehend
erhoben) and Eros bending down towards her frorn the left in a fond-
ling attitude. The heads of the . . figures are to front. Ich füge, da
ich hier etwas rechthaberisch bin, hinzu, daß meine frühere Ver-
mutung hierdurch gestützt wird: auch die dritte in den Zauber-
papyri erwähnte Darstellung (Aphrodite sitzt reitend auf den
Schultern der Psyche und bindet sich dabei die Locken auf, während
unter ihnen Eros, der auf einer Weltkugel steht, eine Lampe erhebt
1 Über die Herstellung des Wortlautes (wahrscheinlich έκ δεξιών δέ
Ψυχήν, τγι δ’ αριστερά χειρ'ι κρατείτο:) τόξον και βέλος, ώ βάλει Ψυχήν) vgl. Das
Märchen von Amor und Psyche hei Apuleius S. 81 A. 1.
2 Bei Apuleius ist ja wenigstens der Befehl der Venus an ihren Sohn
erhalten, Psyche mit seinem Pfeil zu treffen. Nur wird der Befehl seltsamer-
weise nicht ausgeführt.
3 Vgl. über sie Sitzungsberichte 1914 Abh. 12 S. 8, Generalkatalog LVI,
M. C. C. Edgar, Greek Vases 1911 S. 53 No. 26 275.
Sitzungsberichte der Heidelb. Akad., philos.-hist. Kl. 1917. 10. Abh. 7
 
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