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Bartholomae, Christian [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 11. Abhandlung): Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten, 2 — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37644#0021
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Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten. TT.

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und insbesondere für seine eigene Seele das Wort erhebt'. Das Wort
(.soxvan), das man zugunsten der eigenen Seele einlegt (göwet; s. § 11a),
ist eben das Gebet.
11a. Mit den 'Hilflosen3 (atuvämkän) sind Geschäftsunfähige
und darum eines Vertreters Bedürftige gemeint. Ich verweise dazu
auf DkM. 700. 7, wo von der Geschäftsunfähigkeit des Beklagten
(1 + M^y+ j jo2J£j)te>) atuväniMh i pasemär1 gesprochen wird und
gleich darauf vom Bestellen eines Fürsprechs yätaJc-
göw vimärtan). — Im gleichen Sinn wie atuvämlc scheint adänälc
gebraucht zu sein; die Verba tuvändstan und dändstan werden ja
oft gleichwertig verwendet, s. Bthl. WZKM. 29. 31 f.; vgl. DkM.
717. 20, wto von der Pflicht die Rede ist, das Amt des Fürsprechs
zu übernehmen für: ^ -*0^ (p öe i adä.
nälc andar patkär kas yätakgöw nest Men Geschäftsunfähigen in
einem Rechtsstreit, wenn er keinen Fürsprech hat5. — Ein be-
zeichnendes Beispiel für Geschäftsunfähigkeit1 2 gibt DkM. 478. 1 ff.
(= DkS. 10b. 11): -u-* [J] & »r [J]
M j 5+,^)^ ,+ j yätakgöwik [i] e pahlom
he öe [i] leas räö3 soxran göwet i agöwand4 us must u +gilak+5 i
xves guftan ne tuvän dies Fürsprache ist die höchste, der für einen
solchen das Wort einlegt, der sprachlos ist und (darum) außer
stand, seine Beschwerden (^selbst) vorzubringen5. — GrBd. 170. 9
1 So ist jedenfalls zu lesen. Die Handschrift hat pesemär ,Kläger’.
2 Etwas anderes ist das atuvämkih, von dem MhD. 72. 11 die Rede ist:
[J] W £nyp "jj -'öx* ^ [J] W (ver) ^ »nif?
M )k -P2J-ö")p Jü2jrji<?-U J uei
wüOjHi ) lea göwet ku (hakar) röc [i\ vaJimän farrox» ö tö apdspärom emh
1000 be dahom röc [i] vahvxän pa apdspärt i farroxv atuvämkih avinäs kaci pas
tuvämkih raset adakei tan ne apdspärisn u lOOOci ne dahisn .Wenn er sagt: „An
dem und dem Tag werde ich dir den (Sklaven) Farroxv überliefern oder aber
1000 (Dirham als Buße) bezahlen.“ Im Fall der Unmöglichkeit der Überlieferung
des Farroxv am Tag so und so ist er schuldlos, und wenn sich später die Mög-
lichkeit einstellt, so braucht er (dann) doch den Mann nicht zu überliefern und
auch die 1000 (Dirham) nicht zu bezahlen.’ Hier meint atuvämkih offenbar die
durch höhere Gewalt hervorgerufene Unmöglichkeit, die versprochene Leistung
zu erfüllen. Auffällig erscheint dabei, daß mit der Unmöglichkeit die Leistung
an oder bis zu dem dafür festgesetzten Tag zu erfüllen, die Leistungspflicht
überhaupt entfällt.
3 Wörtlich 'für jenen beliebigen’, 'eius quicumque is est gratia’.
4 Part. Praes., vgl. jAw. afravaoeö, AirWb. 101.
5 So, s. DkS. Die Zusammenstellung must u gilak, eigentlich 'Klagen und
Weinen’ ist geläufig: vgl.WZKM. 30. 25, No. 3; dazu noch PahlRivDd. 61.12,14, usw.
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