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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 12. Abhandlung): Alexandrinische Studien — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37645#0014
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12

Rudolf Pagenstecher:

vor als ein tiefer Grabnaiskos mit einer Kassetten- oder Balken-
decke in Malerei P1 Bejahen wir die Frage, so ist der Wert unseres
Monumentes für die Geschichte der griechischen Malerei in einem
ihrer interessantesten Augenblicke gleich Null. Dann steht unser
Bild auf der gleichen Stufe mit jenen kleinen perspektivischen
delischen Architekturen, in denen man den Übergang vom ersten
zum zweiten Stil sehen will. Daß diese Vermutung ernsthaft nicht
diskutiert werden kann, verdanken wir dem Maler der Helixostele
selber, der verständig genug war, das, was er darstellen wollte,
auch gegen jeden Zweifel und gegen jede falsche Auslegung zu
sichern.
Sehen wir die unteritalischen Vasenbilder durch, welche nach
der Natur der Sache das beste Vergleichsmaterial bieten, so wer-
den wir finden, daß in allen Naiskoi, so tief sie auch sein mögen, die
menschlichen Figuren ganz anders in den Raum hineinkomponiert
sind, als auf unserer Stele. In jedem Falle füllen sie den ihnen zur
Verfügung stehenden Platz vollständig aus, ja die Raumgrenzen
sind häufig so knapp gezogen, daß beträchtliche Teile der Figuren
außerhalb des Rahmens liegen. Attische Originale bestätigen uns
die Richtigkeit der Vasenbilder. Arme, Hände und Füße greifen
nicht selten über den seitlichen oder den unteren Rand über, ein
deutlicher Beweis dafür, daß selbst in tiefen, geräumigen Naiskoi
die Figuren mit dem Rahmen mindestens in der gleichen Ebene
stehen. Nie wird man finden, daß sie, am Grunde gleichsam kle-
bend, an die Hinter wand zurückgerückt sind und eine beträcht-
liche Fläche des Vordergrundes leer lassen. Die Aedicula der Casa
del Re di Prussia mit den auf erhöhter Basis stehenden Bildern
des Mars und der Venus gehört mit ihren vornstehenden Altären
natürlich nicht in diese Reihe2.
In direktem Gegensatz zu dem eben geschilderten Verhältnis
zwischen Raum und Figur steht das Helixobild. Helixo sitzt auf
einem Sessel, dessen Höhe nicht so verwunderlich ist, wie sie auf
den ersten Blick erscheint, wenn man ihn mit dem Sitz Verstor-
bener auf alexandrinischen Reliefstelen vergleicht. Ob unter dem
Sessel ein Korb zu erkennen ist, oder ob sich von der herunter-
hängenden Decke hier nur ein Farbenfleck erhalten hat, ist nicht
zu entscheiden. Ein hoher Schemel ermöglicht den Sitz, wohl
1 Unteritalische Grabdenkmäler S. 106; Brückner, Der Friedhof am
Eridanos S. 77, Abb. 46.
2 Helbig, Wandgemälde Taf. lila.
 
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