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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 12. Abhandlung): Alexandrinische Studien — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37645#0016
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Rudolf Pagenstecher:

Wir haben in unserem Bilde drei Schichten oder Ebenen za
unterscheiden. Die vorderste ist leer, sie besteht aus dem Boden
und der Decke oder einem Teil derselben. Die mittlere Raum-
schicht wird durch die figürliche Darstellung eingenommen. Die
hinterste ist nicht deutlich, wenigstens im jetzigen Zustande des
Bildes: sie ist gebildet aus der Hinterwand des Raumes, die Adel-
leicht ehemals noch besser bezeichnet war, als jetzt za erkennen
ist. Ob die hintersten Säulen zu dieser Schicht gehörend gedacht
sind oder ob nach dem Willen des Malers die Gruppe zwischen den
Säulen eingeschoben war, entzieht sich infolge der verkehrten
Verlängerung dieser Säulen der Entscheidung.
Eine genaue Betrachtung unserer Stele ergibt also eine be-
merkensAverte Übereinstimmung mit zwei Gruppen von Monumen-
ten, die gerade in den letzten Jahren eine eingehende Behandlung
erfahren haben, den Mosaiken von der Art des Dioskurides und
den Innenraumdarstellungen einfachster Art im dritten Stil1.
Mit den ersteren verbindet die Helixostele nicht nur der hohe Basis-
streifen, über den wir schon gesprochen haben, sondern auch die
Vertiefung des Raumes durch die Architektur, mit den Bildern
des dritten Stiles die Verteilung der Figuren im Raum und ihr
Verhältnis zu den architektonischen Gliedern der Komposition,
d. h. die Kleinheit im Verhältnis zum umgebenden Rahmen.
Bei der Vergleichung fällt sofort auf, daß die Helixostele um
AÜeles primitiver ist als die angeführten Monumente. Während im
Medeabild auch die Figuren in den Dienst der Raumbildung ge-
stellt sind und zwischen Vorder- und Hintergrund vermitteln,
und in der Helenaszene der freie Raum Zwischen den beiden Haupt-
figuren nur dazu dient, den Blick auf die einladende Geste des
Eros im Hintergrund und auf die sich öffnenden Flügeltüren des
Thalamos zu lenken, ist auf der Stele die Dreiteilung des Raumes
noch ohne jede Milderung durchgeführt. Die Architektur ver-
zichtet auf halbhohe Wände und Ausblicke, die doch wenig später
schon das Idedistebild kennt-2; ein kompositioneller Zusammen-
schluß der Figuren untereinander ist nicht erfolgt. Manches daAv>n
AAÜrd auf Rechnung der künstlerischen Unfähigkeit des Malers,
nicht auf die. Rückständigkeit seiner Epoche, manches auch auf
1 R odenayaldt, Komposition S. 108ff.; Bieber-Rodenwaldt a. a. 0.
S. 1 ff.
2 Siehe S. 8 Anm. 2.
 
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