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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 12. Abhandlung): Alexandrinische Studien — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37645#0017
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Alexandrinisehe Studien.

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die durch die sepulkrale Aufgabe gezogenen Grenzen zu schieben
sein. Daß ein besserer Zusammenschluß der Figurengruppe mög-
lich war, braucht nicht erst bewiesen zu werden; das Alexander-
mosaik ist dafür nicht das einzige Dokument1. An der Helixostele
haben Unfähigkeit und sepulkrale Tradition hindernd eingewirkt.
Aber in den übrigen hervorgehobenen Eigentümlichkeiten haben
wir den Stand der Malerei der Zeit zu erkennen.
Innenräume hat nach allgemeiner Auffassung zuerst Anti-
philos gemalt2. Berichtet wird Angabe der Räumlichkeit nur bei
seinem Bilde des feueranblasenden Knaben, und da ist die Stelle
verderbt. Wenn das „Interieur“ auch für ein zweites Werk des
Meisters „Die Weberinnen“ angenommen wird, so ist das eine
ganz willkürliche Interpretation des Textes, deren Berechtigung
sich durch nichts erweisen läßt. Die „fortschreitende Tätigkeit“
des Webens in einem Innenraum unterzubringen ist nach den uns
bisher bekannten Interieur bildern so gut wie unmöglich, denn es
handelt sich um vielerlei Geschäfte und große Gegenstände, wie
Webstühle, deren Darstellung unerläßlich war. Höchstens in der
Form, wie er in der Aldobrandinischen Hochzeit vorliegt, könnte
der Hintergrund gestaltet gewesen sein, und eine derartige Fries-
komposition ist für die von Antiphilos geschilderte Tätigkeit aller-
dings die gegebene. Nennen wir die Aldobrandinische Hochzeit
ein Innenbild3, so ist es möglich, daß auch des Antiphilos Weberin-
nen in einem begrenzten Raum ihrer Beschäftigung oblagen, und
wir möchten uns die Figuren dazu aus dem Friese des Nerva-
forums herausnehmen. Aber in der Überlieferung steht nichts
davon, und ein neutraler Hintergrund, der vielleicht durch ein
paar aufgehängte Gegenstände oder durch horizontale Wandteilung
wie auf der S. 6 An in. 3 genannten bemalten Stele des alexan-
drinischen Museums als Interieur bezeichnet werden konnte, hat
dieselbe Wahrscheinlichkeit für sich. Und selbst darauf kann ver-
zichtet worden sein.
1 Über die Kompositionsprinzipien des Alexandersmosaiks hat Wald-
mann in seiner Dissertation „Lanzen, Stangen und Fahnen als Hilfsmittel
der Komposition in den graph. Frühwerken des A. Dürer“ (Gött. Diss. 19065
S. 18 gute Bemerkungen gemacht.
2 Rodenwaldt a. a. O. S. 3; Sauek in Thieme-Becker’s allgemeinem
Künstlerlexikon s. v. „Antiphilos“ gibt die wichtigste Literatur.
3 Über den Hintergrund des Bildes handelt zuletzt Rodenwaldt, Arch.
Anz., 1914, S. 447 ff.
 
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