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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 12. Abhandlung): Alexandrinische Studien — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37645#0028
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Rudolf Pagenstecher:

widersprechen, so ist es zum mindesten sehr wahrscheinlich, daß
auch diese Dekoration, eben der Zweite Inkrustationsstil, denselben
Weg gekommen ist1.
Aus der Entwicklung der westlichen W and-
dekorationen, denen er in jeder Beziehung ent-
gegengesetzt ist, läßt sich der Zweite Inkrusta-
tionsstil nicht erklären. Im Osten dagegen schließt mit
der Epoche der großen Wandmaler der polygnotischen Zeit die
Vorliebe für Freskomalerei größeren Maßstabes überhaupt ab2.
Von Megalographien in Freskotechnik, in dem doppelten ihnen
untergeschobenen Sinn, ist nicht mehr die Rede. Die Wandmalerei
beschränkt sich im Osten auf die Bemalung der weißen Wand-
flächen mit kleinen Gegenständen oder teilt sie in Zonen oder über-
zieht sie mit Inkrustationen. Keine der in Griechenland, Klein-
asien, Südrußland oder Ägypten aufgedeckten Wände geht
wenn wir die oben genannten Ausnahmen abrechnen — darüber
hinaus. Nur die oberhalb einer die unteren Partien der Wand
bedeckenden Inkrustation freibleibende Fläche mag in einzelnen
Fällen für Malereien reserviert worden sein. Das ist jedoch nicht
sicher, und bezeichnenderweise hält sich die Wand der At-hena-
stoa in Pergamon nach Dörpfelds Skizze ganz in den Grenzen
des ersten Stils3. Da ist es besonders wichtig, daß der einzige uns
im Osten erhaltene allerdings sehr späte Bilderzyklus, der von
Kuseir Amra, denselben Raumgedanken vertritt. In diesem von
der österreichischen Expedition aufgenommenen Wüstenschlosse
hat der Künstler nur den oberen Teil der Wand mit Malereien über-
zogen, den unteren aber, wie es in der mittelalterlichen Malerei
geschah, mit Teppichen bespannt, welche die Stelle der Inkrusta-
1 Alexandrien und die frühchristliche Kunst, vor allem in den Arbeiten
Strz ygowskis.
2 Ob Koeute nicht zu weit ging, als er in seiner letzten Arbeit Arch.
Jahrb. XXXI, 1916, S. 283 die Freskomalerei Polygnots und (wie er mir
schriftlich mitteilte) auch seiner Zeitgenossen leugnete, muß zunächst un-
entschieden bleiben, doch sind seine Gründe sehr schwerwiegend. Sicher
ist nur, daß die angebliche Freskomalerei des fünften Jahrhunderts in
Griechenland und überhaupt in der östlichen Hälfte des Mittelmeeres früher
(mit Ausnahme der kretisch-mykenischen Malerei) und später keine Analo-
gien hat, während im Westen eine fortlaufende Tradition nachweisbar ist.
Der Versuch Schreibers, einen Freskenzyklus des 4. Jahrh. zu rekonstruieren
(Festschrift für Benndorf, S. 95ff.), ist seit langem als mißglückt erkannt;
vgl. Winter bei Gercke-Norden2 S. 162.
3 Athen. Mitt. XXXVI, 1911, S. 87 ff.
 
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