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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 12. Abhandlung): Alexandrinische Studien — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37645#0030
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28

Rudolf Pagenstecher:

tur, welche der Süden der appeninischen Halbinsel seit der grie-
chischen Kolonisation besessen hat, muß auch in Rechnung gestellt
werden. Sie war sehr wohl imstande, etwas Eigenes zu entwickeln.
Besaß sie auch nicht selbst alle hierzu notwendigen Elemente, so
bedurfte es doch nur frischer wiederum vom Osten gekommener
Anregungen, um Neuschöpfungen zu ermöglichen. Der Osten
sandte die neuen Bauformen für Tempel, Halle, Haus und Theater;
der Westen nahm sie auf, schmückte sich mit den neuen Architek-
turen und projizierte sie nebenher auf seine Hauswände in Malerei.
In diesen nachgebildeten architektonischen Wandrahmen stellte
man hinein, was an künstlerischer Überlieferung im Lande selbst
vorhanden war, was aus Kleinasien herüber kam, was an Merkwür-
digkeiten Ägypten spendete. Den Inhalt bildet also öst-
liches Gut, den Rahmen s c h u f 11 a 1 i e n.
Es ist nicht unmöglich, daß die erste Anregung, perspektivi-
sche Architekturen auf Wände zu projizieren auf jene einfachste
Art der Skenographie zurückgeht, welche wir nach Noacks sehr
einleuchtender Vermutung für Agatharchos vorauszusetzen haben1.
Dinge, die die Bühnenarchitektur nicht bieten konnte, Aischylos
aber für seine Trilogien notwendig brauchte, hat der Maler in
Farben perspektivisch zur Darstellung gebracht. Diese Bühnen-
malerei ist im Osten soweit wir urteilen können, auf die Theater
beschränkt geblieben. Die anders gedeutete bekannte Geschichte
von Alkibiades und Agatharchos läßt sich im entgegengesetzten
Sinne nicht verwerten2. Sie beweist keineswegs eine Übertragung
der Bühnenmalerei auf das Privathaus. Es ist nicht einmal wahr-
scheinlich, daß Agatharchos im Hauptberuf Bühnenmaler gewesen
ist, hat man doch dieselbe Tätigkeit Apollodors des Skiagraphen
mühselig genug aus der Überlieferung über seine Tafelbilder heraus-
lesen müssen3. Nichts läßt sich dagegen sagen, wenn wir
annehmen, daß Agatharchos die Gemächer seines ihm aufgezwun-
genen Gönners in der leichten Art der Wandmalerei vorhellenisti-
scher Zeit ausmalte, von welcher wir einige Spuren besitzen. Aus
seiner Tätigkeit als Theatermaler Skenographien im Haus des
Alkibiades zu erschließen, ist methodisch durchaus unzulässig.
1 S/7)V7) Tpocyix/), Tübingen 1915, S. 41 ff.
2 Plutarch, Alkibiades 16.
3 Schöne, Arch. Jahrbuch XXVII, 1912, S. 19ff.-; vgl. Pfuhl ebdt.
S. 230.
 
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